Irak-Konflikt

Was sind eigentlich Jesiden?

Bis zum Auftreten des IS kannten nur wenige die Volksgruppe der Jesiden. Die Massaker der Terrorgruppe Islamischer Staat an den Jesiden im Irak sind mit Völkermord gleich zu setzen, sagen UN-Experten.

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Foto: picture alliance/dpa

Bei den Jesiden handelt es sich um eine Religionsgemeinschaft, eine kurdische Minderheit. Oft werden sie mit dem Islam in Verbindung gebracht, was aber überhaupt nicht stimmt. Die Ansichten sind sogar ziemlich gegensätzlich - durch islamistische Terroristen werden sie besonders im Irak verfolgt.

Die wichtigsten Infos über Jesiden

  • Die Religion ist noch vor dem Christentum entstanden und wird auf etwa 2.000 vor Christus datiert.
  • Ihre Mitglieder sind meist Kurden.
  • In diesem Glauben gibt es nur einen allmächtigen Gott.
  • Jesiden glauben an Seelenwanderung - ein Leben nach dem Tod.
  • Eine Hölle oder einen Teufel gibt es nicht.
  • Es gibt kein Glaubensbuch, wie eine Bibel oder den Koran. Glaube wird nur mündlich überliefert.
  • Geheiratet wird nur innerhalb der Gemeinschaft.
  • Man kann eigentlich nicht ins Jesidentum konvertieren, man wird als Jeside geboren.
  • Es gibt zwei wichtige Orte mit Bedeutung: das Grabmal des Sufi-Scheichs Adi Ibn Mussafir und die Stadt Lalisch, beide liegen im Irak.
  • Viele Jesiden leben im Irak, weitere Gruppen auch im Iran, in der Türkei (auch hier gab es Verfolgungen), in Syrien und in der südlichen ehemaligen Sowjetunion.
  • In Deutschland lebt inzwischen die größte Exilgemeinschaft mit bis zu 90.000 Jesiden, vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

Wenn ihr euch näher für die Jesiden interessiert: hier gibt es jede Menge Fragen und Antworten zu Jesiden.

Die Verfolgung der Jesiden im Irak

Die seit 2014 im Irak kämpfende Terrormiliz Islamischer Staat (IS) betrachtet die Jesiden als "Teufelsanbeter". Viele Jesiden werden daher von den Extremisten verfolgt. Ein Jahr nach dem Überfall des IS auf die Jesiden im Nordirak werden noch immer 3000 Menschen vermisst. Viele sind vermutlich als Geiseln in der Gewalt der Dschihadisten. Die Behörden gehen aber davon aus, dass 1000 jesidische Männer schon tot sind.

Im August 2014 hatte der Vormarsch des IS eine Massenflucht Zehntausender Jesiden ausgelöst. Männe, die nicht fliehen konnten, wurden geköpft. Jesidische Frauen wurden vergewaltigt und zwangsverheiratet. Über das Internet wurden Bilder verbreitet, die zeigten, wie Jesidinnen auf Sklavenmärkte verkauft werden.

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Foto: picture alliance / dpa


Der Verfolgung zu Grunde liegt zum Beispiel der Engel Taus-i Melek, ein Pfau. Die Jesiden sehen ihn (als einer von sieben Engeln) als Vertreter Gottes und ihren "Ansprechpartner" an. Das war vor rund 350 Jahren auch schon Grund für einen der blutigsten Kriege gegen die Jesiden und diese Sichtweise gibt es heute noch immer.

Bei den Kollegen vom Stern findet ihr immer aktuelle Meldungen zu den Jesiden und der Lage im Irak.

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