Heute (08.03.) ist Weltfrauentag. Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen existiert oftmals nur in der Theorie. Das wird auch in Bereichen deutlich, an die wir nicht gleich denken: An Autos oder den Temperaturen im Büro. Diese und weitere Beispiele zeigen, dass die Welt, in der wir leben, nicht neutral, sondern für Männer gemacht ist.
1. Beispiel: Das Auto
Autos werden sowohl von Männern als auch von Frauen genutzt - soweit, so klar. Aber: Crashtests werden mit Dummys durchgeführt, die von Gewicht, Größe und Körperaufbau einem durchschnittlichen Mann entsprechen. Dementsprechend werden dann auch die Autos gebaut. Die Positionierung des Lenkrads, der Airbags, von Kopfstützen und Gurten sind so ausgerichtet, dass ein Mensch von 78 Kilo Gewicht und Muskelverteilung eines Mannes möglichst gut geschützt ist. Menschen mit Brüsten und anderer Gewichtsverteilung und anderem Körperaufbau werden in Crashtests in der Regel nicht beachtet.
Das Resultat: Frauen haben ein um 47 Prozent erhöhtes Risiko, bei einem Verkehrsunfall verletzt zu werden. Generell sind Frauen seltener in Autounfälle verwickelt, sie erleiden trotzdem 17 Prozent mehr tödliche Verletzungen.
2. Beispiel: Temperaturen in Büros
Habt ihr Euch schon Mal gefragt, warum Frauen im Büro häufig frieren, während der Kollege entspannt im T-Shirt an seinem Schreibtisch sitzt? Männer haben einen höheren Testosteronspiegel, der für einen höheren Stoffwechsel sorgt. Deshalb ist einem Mann weniger schnell kalt. Die Standardeinstellung für Klimaeinstellungen aus den 60er Jahren sind für einen durchschnittlichen 40 Jährigen, 70-Kilo schweren Mann definiert und optimiert. Und damit im Schnitt für Frauen fünf Grad zu kalt! Und nein, damit wird keine Energie bei der Heizung gespart , denn auch im Sommer muss auf diese Temperatur runter gekühlt werden.
3. Beispiel: Medizin
Frauen sind schlechter erforscht. Es gibt eine riesige Datenlücke, was das Leben und den Körper von Frauen angeht. Wir wissen einfach nicht genug über den weiblichen Körper. Ärzte diagnostizieren Frauen falsch, weil sie an männlichen Körpern gelernt haben. Auch in der Medizin wird der Durchschnittsmann oft als Maßstab genommen. Das ist auch die Erklärung dafür, warum ein Herzinfarkt bei Frauen nicht so häufig erkannt wird wie bei einem Mann: "Typische" (männliche) Symptome für einen Herzinfarkt sind ein Engegefühl in der Brust und Armschmerzen. Bei Frauen deutet sich ein Infarkt hingegen eher durch Rückenschmerzen, Übelkeit und Schmerzen im Oberbauch an. Trotzdem bilden die "Männersymptome" immer noch die Referenz.
4. Beispiel: Toiletten
Jede Frau kennt sie: Die endlose Schlange vor der Damentoilette. Die ist nicht etwa so lang, weil sich Frauen einfach gerne Zeit auf öffentlichen Toiletten lassen, sondern weil auch diese auf die Bedürfnisse der Männer ausgerichtet sind. Denn Architekten räumen Toiletten für Männer und Frauen meist die gleiche Quadratmeterzahl ein. Dabei ist aus ganz simplen Gründen der Toilettenbesuch für eine Frau aufwendiger: Frauen müssen bei Toilettengang eventuell ein Kleid oder einen Jumpsuit komplett runterziehen, Strumpfhosen aus- und wieder anziehen und gegebenenfalls Hygieneprodukte wechseln. Das dauert einfach länger und benötigt mehr Platz als das Öffnen einer Hose. Frauen müssen im Schnitt auch häufiger zur Toilette, wenn sie schwanger sind, eine Blasenentzündung haben oder ihren Kindern helfen. Bei der Toilettenplanung wird das meistens nicht berücksichtigt.