05. Februar 2020 – Lea Biskup
Aufgrund des Coronavirus schlagen asiatisch aussehenden Menschen Rassismus und Diskriminierung entgegen. Unter #JeNeSuisPasUnVirus setzen sie sich zur Wehr. Wie kommt es dazu, dass diese Menschen in Deutschland, Frankreich oder anderen Ländern unter Generalverdacht gestellt werden, das Coronavirus übertragen zu können?
Weltweit schlägt Asiaten aufgrund des Coronavirus eine Welle der Diskriminierung und des Rassismus entgegen. Der Grund: Wegen ihres Aussehens stehen sie unter Generalverdacht und werden als mögliche Coronavirus-Infizierte oder -Überträger gesehen.
Unter #JeNeSuisPasUnVirus (deutsch: Ich bin kein Virus), #ImNotAVirus und #IchBinKeinVirus wehren sich Asiaten in den sozialen Netzwerken gegen diese Vorwürfe und schreiben von ihren Erfahrungen.
Nach wie vor sind viele Eigenschaften des neuartigen Coronaviurs unbekannt, z.B. wie leicht es übertragen werden kann oder wie schwer die Krankheiten verlaufen kann. Das schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf ihrer Informationsseite zum neuen Coronavirus.
Angst führt zu Fehlentscheidungen, die in Rassismus und Diskriminierung enden können
"Die unklare Informationslage verursacht bei den Menschen Angst. Diese Angst wiederum kann Diskriminierung begünstigen, was zu Fehleinschätzungen führt und schließlich in einer rassistischen Anmutung enden kann", erklärt Prof. Dr. Mathias Bös vom Institut für Soziologie der Leibniz Universität Hannover.
Solche Fehltypisierungen können zur falschen Einordnung von bestimmten Personen oder Personengruppen führen. Stereotypen können sich zu Vorurteilen entwickeln. Im konkreten Fall des Coronavirus kann diese Fehleinschätzung, die zu Diskriminierung und Rassismus gegenüber asiatisch aussehenden Personen führt, in den Köpfen der Menschen so entstehen, erklärt Mathias Bös: "Wir sehen einen asiatisch aussehenden Menschen. Wir vermuten, er kann kein Deutscher sein und ist deshalb wahrscheinlich nicht in Deutschland geboren. Das bedeutet, er muss eingereist sein."
In den Köpfen entwickelt sich das Bild, dass diese Person aus China stammen und mit dem Coronavirus in Kontakt gekommen sein könnte. "Menschen versuchen, diffuse Angstgefühle an etwas Bestimmten festzumachen. Das kann zu unterschiedlichen Reaktionen führen", so Mathias Bös weiter.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass... ?
Sobald Angst mit ins Spiel kommt, können sich rationale Entscheidungen in irrationale wandeln. Im Falle des Coronavirus sind das Diskriminierung und Rassismus gegenüber asiatisch aussehenden Menschen. In solchen Augenblicken hilft es, über die Situation nachzudenken und sich die Frage zu stellen: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die mir in den letzten Tagen begegneten asiatisch aussehenden Person tatsächlich aus Wuhan stammen? Zumal in China Wuhan und die umliegende Provinz Hubei, die besonders schwer vom Coronavirus betroffen sind, weitgehend abgeschottet wurden?
Nicht jede asiatisch aussehende Person, die uns begegnet ist ein Reisender. Die Wahrscheinlichkeit ist also sehr hoch, dass asiatisch aussehende Menschen, die uns begegnen, nicht am Coronavirus erkrankt sind.