22. August 2019 – Katharina Bente (deaktiviert)

Studie zum Thema ERP

Zufriedenheit der ERP-Nutzer in größeren Unternehmen – eine Studie

Wenn ihr in einem großen Unternehmen arbeitet, habt ihr sicher auch eine neue ERP-Software im Einsatz. Diese gibt es von verschiedenen Anbietern, manchmal branchenbezogen. Sie helfen dabei, eure unterschiedlichen Geschäftsprozesse innerhalb dieses Systems zu erfassen, sodass ihr viel effizienter arbeiten könnt.

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Foto: Jakub Jirsák - stock.adobe.com

Die allgemeinen Vorteile dieses Enterprise-Ressource-Planning (ERP) liegen klar auf der Hand:

Gute Programme enthalten alle wichtigen Module, die die Kernpunkte jedes Betriebs umfassen und dafür einen effizienten und schnellen Ablauf gewährleisten – auch wenn ihr große Datenmengen und viele Mitarbeiter habt. Üblicherweise sind Module im Bereich Produktion(-splanung), Lager und Logistik (Einkauf), Finanzen und Rechnungswesen sowie Personalwesen enthalten. Wahlweise könnt ihr weitere Module dazunehmen, die oft für verschiedene Branchen zusätzlich notwendig sind.

Welche Unternehmen/Branchen nutzen ERP-Systeme?

Bereits jetzt gibt es viele Firmen, die ERP-Systeme nutzen, immer mehr setzen dabei auf Cloudbasierte Lösungen – also Programme, die online genutzt werden können. Der niedersächsische Masterplan zur Digitalisierung soll schrittweise auch in kleineren Gewerbegebieten für schnelles Internet sorgen. Dann profitieren auch dort ansässige Unternehmen von digitalen Geschäftsprozessen.

Die prozentualen Anteile der großen deutschen Unternehmen, die ERP nutzen, wurde 2017 vom Statistischen Bundesamt erforscht:

  • Verarbeitendes Gewerbe: 95%
  • Grundstücks- und Wohnungswesen: 94%
  • Energie-/Wasser-/Abwasser- und Abfallversorgung: 90%
  • Baugewerbe: 84%
  • Handel, Instandhaltung, Kfz-Reparatur: 84%
  • Information und Kommunikation: 83%
  • Verkehr, Lagerei, Post- und Kurierdienste: 82%
  • Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen: 79%
  • Gastgewerbe: 69%
  • Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen: 49%

Insgesamt nutzten 82% der untersuchten Bereiche ERP-Software.

Fragestellung der Zufriedenheitsstudie

Bedeutet das große Nutzervolumen auch automatisch, dass ihr und die anderen Anwender mit den Programmen zufrieden seid? Und falls ja, warum? Oder falls nein, warum nicht?

Auch zu diesen Fragen haben sich einige Meinungsforschungsunternehmen Gedanken gemacht und langjährige Studien angestellt. In den Studien wurden mehrere relevante Punkte untersucht, die für euch Nutzer wichtig war.

Darunter beispielsweise auch: welches System euch am besten gefallen hat und auf welche Punkte Nutzer bei der Anwendung den meisten Wert legen. Die Studien werden seit 2004 regelmäßig veröffentlicht, die Erwartung der Nutzer und die Ansprüche haben sich in der Zeit verändert.

Kommen wir zu einigen der relevanten Ergebnisse, die euch vielleicht bei euren Systemen ebenfalls gefallen oder nicht gefallen.

Das beste ERP-System

Spielt es eine Rolle, welches ERP-System ihr bei der Arbeit benutzt? Eines der überraschenden Ergebnisse der Studie besagt, dass die Softwareprogramme, die branchenspezifisch eher für die kleineren oder mittleren Unternehmen konzipiert sind, besser abschneiden als die ERP-Systeme für große Unternehmen. Seht ihr das genauso?

Die Hauptgründe der befragten Nutzer dafür lauten gemäß der Studie wie folgt:

  • Offenbar sind die Anwender mit den schlankeren und zielgerichteten Systemen zufriedener, da diese weniger komplex in der Handhabung sind. Ihr könnt sie also wesentlich leichter erlenen und bedienen. Und die IT-Abteilung kann sie wesentlich einfacher warten.
  • Gelobt wird von den Nutzern in diesen Fällen auch die klare Oberflächenstruktur und gute Nutzerführung. Ihr seht sofort, wo ihr was findet und wie ihr damit zu arbeiten habt.
  • Kleinere Softwareanbieter sind zudem eher in der Lage, den meist kleinen Kundenstamm eures Unternehmens besser und effektiver zu betreuen, was in der Studie gute Service-Punkte brachte.

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Foto: Sashkin - stock.adobe.com

Welche Punkte sorgen laut Statistik für die größte Unzufriedenheit in der Anwendung?

  • Allen voran die Größe der Installation. Denn ihr habt ihr einen größeren Aufwand, eine umfangreiche Einführung und aufwendige Wartung.
  • Große Anwendungen werden auch in größeren Abständen aktualisiert, daher habt ihr als Nutzer mit einer gewissen Veraltung zu kämpfen. Bei ERP-Systemen für Großkunden liegt laut der Statistik das Releaseupdate bei 3 Jahren, bei kleineren etwa bei einem Jahr.

Worauf legten die Anwender 2018 den meisten Wert?

In den aktuellen Umfragen gab es für alle Systeme gute Noten in den Bereichen:

  • Funktionalität
  • Stabilität
  • Support
  • Erreichung der Projektziele

Welche Schwachstellen wurden 2018 am häufigsten kritisiert?

Mehrere Punkte gefallen euch Nutzern in diesem Jahr nicht gut – obwohl die Hersteller gerade in diesen Bereichen bereits deutliche Verbesserungen erzielen konnten:

  • Die mobile Einsetzbarkeit. Leider sind die ERP-Systeme nicht immer über jedes Endgerät funktionsfähig. Dies bereitet euch vor allem Probleme beim internationalen Einsatz mit euren angeschlossenen Unternehmen.
  • Die Umstellung auf eine App-artige Anwendung stellt euch vor viele technische Herausforderungen.
  • Die Programme sind insgesamt umfangreicher und schwieriger zu bedienen.
  • Die technische Dokumentation der Systeme ist anspruchsvoller.
  • Formulare und Auswertungen sollten verbessert werden.
  • Der Schulungsbedarf in diesem Bereich wächst stetig, diesbezügliche Angebote der Anbieter sind jedoch mager.
  • Erhöhter Personalaufwand durch interne Betreuung.
  • Budgettreue der Projekte ist noch mangelhaft.

Wie beurteilen die Anwender den Nutzen der Programme?

  • Vereinfachung: 64%
  • Schnelle und einfache Abrufbarkeit von Informationen: 53%
  • Beihilfe zur Bereitstellung weiterer hilfreicher Informationen: 43%
  • Rückverfolgbarkeit von Informationen: 42%
  • Prozessautomatisierung: 36%

Der Trend geht eindeutig zur Cloud, da das Cloud-Computing seit 2016 (mit nur 9%) auf 34,4% im Jahr 2018 zugelegt hat. Folgende Trends und Wünsche der Nutzer zeichneten sich in der Studie ab:

  • Daten-/Informationssicherheit: 55%
  • Datenmanagement: 42%
  • Rechtliche Vorgaben einhalten/Compliance: 41%
  • Software Ergonomie und Nutzerfreundlichkeit: 37%
  • Mobiler Einsatz: 35%
  • Cloud-Computing: 34%
  • Schnittstellenmanagement: 32%
  • Big Data/Smart Data/Smart Services: 30%
  • Internationalisierung des Software-Einsatzes: 30%

FAZIT

An der Studie lässt sich klar feststellen, dass die meisten von euch durchaus zufrieden sind mit ihren ERP-Systemen. Ihr wünscht euch in verschiedenen Punkten aber noch weitere Verbesserungen, die von den Anbietern sicherlich schrittweise umgesetzt werden. Schließlich steht die Kundenzufriedenheit an erster Stelle.

Aus Sicht der Unternehmen sind die ERP-Systeme noch immer eine gute Möglichkeit, effektiv und schnell zu arbeiten, sodass ein Ende des Einsatzes wohl nicht in Sicht ist. Da allerdings der Fortschritt nicht aufzuhalten ist, wird die Technik sicherlich künftig mit weiteren, anderen oder besseren Funktionen aufwarten. Solange die Anbieter mit am Ball bleiben und innovativ mit euch daran arbeiten, eure Wünsche umzusetzen, kann dadurch nur eine Win-win-Situation entstehen.

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