29. April 2022 – Lea Biskup

Urteil verkündet

Zweieinhalb Jahre Gefängnis für Boris Becker

Der ehemalige Tennis-Profi Boris Becker muss für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis, wovon er mindestens die Hälfte absitzen muss.

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Boris Becker, ehemaliger Tennis-Profi aus Deutschland, trifft zur Urteilsverkündung am Southwark Crown Court ein. Mit großer Spannung wird in London das Strafmaß für die Tennis-Legende Boris Becker erwartet. Vor dem Gericht standen am Freitag zahlreiche Fotografen und Kameraleute bereit, auch im Inneren bildete sich bereits Stunden vor dem Beginn der Verkündung (13.00 Uhr MESZ) eine lange Schlange., Foto: picture alliance/dpa/PA Wire

Der ehemalige Tennisstar Boris Becker muss ins Gefängnis. Ein Gericht in London verurteilte den dreifachen Wimbledon-Sieger am Freitag zu zweieinhalb Jahren Haft, wovon er mindestens die Hälfte absitzen muss. Becker kann noch in Berufung gehen, allerdings gelten die Erfolgsaussichten als gering. Nach britischem Recht müsste dafür einer von drei Verfahrensfehlern vorliegen:

  • Die Richterin hat während der Verhandlung einen Rechtsfehler begangen
  • Die Richterin hat die Geschworenen irregeführt
  • Es gab andere Verfahrensfehler in der Verhandlung.

In diese Richtung haben sich aber Beckers Anwälte noch nie geäußert.

Schuldig gesprochen wurde Becker bereits vor drei Wochen - in vier von 24 Anklagepunkten. Anklägerin Rebecca Chalkley sah es als erwiesen an, dass er zahlreiche Besitztümer absichtlich verschwiegen hatte und nun seinen Beratern die Schuld zuwies, die sich ihm zufolge um seine Finanzen gekümmert hatten. Der Verteidiger der Tennis-Legende hatte erklärt, sein Mandant sei zwar naiv, aber unschuldig. In 20 Punkten folgte die Jury dieser Argumentation, auch bei der Frage nach verschwundenen Pokalen. Doch der Schuldspruch in vier Punkten reicht aus, um Beckers Leben grundlegend zu verändern.

Becker, der in London lebt, war 2017 gerichtlich für zahlungsunfähig erklärt worden. Daraufhin musste er den Insolvenzverwaltern sein Vermögen offenlegen - dabei ließ er aber nach Einschätzung des Gerichts wichtige Teile aus.

Der dreifache Wimbledon-Sieger hatte zwar während seiner Karriere etwa 25 Millionen US-Dollar an Preisgeld eingesammelt und nach eigenen Schätzungen etwa dieselbe Summe mit Werbung verdient. Dennoch geriet er in finanzielle Probleme. Becker machte dafür vor Gericht unter anderem die teure Scheidung von Ex-Frau Barbara verantwortlich sowie hohe Unterhaltskosten für Tochter Anna Ermakowa.

Becker kommentiert unter anderem für die BBC Tennisturniere und erfreut sich bei den Britinnen und Briten großer Beliebtheit. Seine Partnerin Lilian De Carvalho Monteiro begleitete ihn jeden Tag ins Gericht, zuletzt war auch sein ältester Sohn Noah an seiner Seite. Die beiden waren auch am Freitag mit dabei.

Der Präsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB), Dietloff von Arnim, hatte vor der Strafmaßverkündung seine Loyalität mit Becker bekräftigt. Dieser habe für das deutsche Tennis "unstreitig herausragende Erfolge" gefeiert, sagte von Arnim am Freitag am Rande des Sandplatzturniers in München. "Wir stehen da, würde ich sagen, treu an der Seite unserer Tennis-Ikone."

(mit Material der dpa)

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