30. November 2021 –

Wohnungslosigkeit

Wohnungslose haben es in der Corona-Krise besonders schwer

Zehntausende Menschen in Niedersachsen haben keinen festen Wohnsitz, Tausende sind obdachlos. Die Pandemie trifft diese Menschen hart.

wohnungslose.jpg
Obdachlose liegen unter einer Eisenbahnunterführung in Hannover, Foto: picture alliance/dpa

Die Corona-Krise hat die Lage der obdach- und wohnungslosen Menschen in Niedersachsen und Bremen verschlechtert. Viele haben wegen der Pandemie weniger Möglichkeiten, zeitweise bei Freunden und Verwandten unterzukommen, sagte Klaus-Dieter Gleitze, Geschäftsführer der Landesarmutskonferenz Niedersachsen.

Zudem könnten sich Wohnungslose und Obdachlose Hygiene- und Schutzmaterialien nicht in ausreichendem Maße leisten. "Sie sind häufiger von Vorerkrankungen betroffen und haben ein erhöhtes Risiko einer Coronavirus-Erkrankung und eines schwereren Krankheitsverlaufs", sagte Gleitze. "Außerdem sterben sie eher an Covid-19." Wohnungslose sind Menschen ohne eigenen Mietvertrag, Obdachlose haben weder einen festen Wohnsitz noch eine Unterkunft.

Aus Sicht der Landesarmutskonferenz ist es für Obdachlose schwierig, an Test- und Impfmöglichkeiten zu kommen. Höhere Preise bei Lebensmitteln und weniger Einnahmen beim Betteln erschwerten die Situation zusätzlich. "Die Covid-19-Pandemie verstärkt massiv bestehende Ungleichheiten gerade für die Schwächsten der Schwachen", sagte Gleitze. Es brauche dringend mehr menschenwürdige Wohnmöglichkeiten für Obdachlose und Menschen in prekären Wohnsituationen. "Massenunterkünfte sowie die derzeitigen Standards der Unterbringung sind nicht mit der Würde des Menschen vereinbar."

Die Landesarmutskonferenz fordert das Land und die Kommunen auf, Hotels anzumieten oder anderweitig Wohnmöglichkeiten zu schaffen. "Wohnen ist mehr als ein Dach überm Kopf. Jeder Mensch braucht einen sicheren (Rückzugs-) Ort." Nach Schätzungen gibt es in Niedersachsen mehr als 50 000 Wohnungslose und mehr als 5000 Obdachlose.

In Bremen haben nach Schätzungen des Sozialressorts etwa 600 Menschen keine Wohnung. "Die meisten von ihnen bringen wir unter", sagte Sprecher Bernd Schneider. Ihm zufolge gehen bis zu 500 der Bedürftigen regelmäßig in Unterkünfte. "Es muss niemand auf der Straße schlafen", sagte Schneider. Jeder der einen Platz wolle, bekomme einen - auch wenn das nicht immer einfach zu organisieren sei. Die Corona-Ansteckungszahlen sind demnach unter den Wohnungslosen relativ gering. "Sie nehmen auch Impfangebote wahr", sagte der Sprecher.

Auswirkungen hat die Pandemie demnach auf die Menge der Spenden, welche die Bedürftigen sammeln. Auch sei das ehrenamtliche Engagement bei den Hilfsangeboten infolge der Krise zurückgegangen. Aber: "Es gibt nach wie vor jede Menge Unterstützungsangebote." Große Schlafräume gebe es in der Corona-Zeit nicht, nach Möglichkeit würden die Menschen in Ein- oder Zweibettzimmern untergebracht. In Notunterkünften könne dies aber anders sein. Wohnungs- oder Obdachlose mit Hunden haben es dem Sprecher zufolge schwer, einen Schlafplatz mit ihrem Tier zu bekommen. "Menschen mit Hunden unterzubringen, ist schwierig. Dafür haben wir noch keine Lösung", sagte Schneider.

(dpa)

undefined
Antenne Niedersachsen
Audiothek