27. Februar 2020 –
Fieberkontrolle beim Einlass auf Hannovers Messegelände, mehr Tests auf das neuartige Virus im Landesgesundheitsamt: Der aus China stammende Erreger rückt näher. Gesundheitsministerin Carola Reimann sieht Niedersachsen gut gewappnet.
Weil sich das neuartige Coronavirus in Italien immer weiter verbreitet, stellt sich die Landesregierung auf einen möglichen Ausbruch zwischen Harz und Nordsee ein. Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) sagte im Landtag: "Wir müssen auch in Niedersachsen mit ersten Fällen rechnen." Das "Überwachungssystem" für akute Atemwegserkrankungen werde auf das Coronavirus ausgedehnt. Damit testet das Landesgesundheitsamt ab sofort aus Arztpraxen eingeschickte Proben von Patienten mit Grippeverdacht auch auf den aus China stammenden Erreger. Zudem kam am Mittwoch ein Expertenkreis unter anderem mit Vertretern des Gesundheitssystems zusammen, um alle mit dem Infektionsgeschehen verbundene Verfahren zu koordinieren.
Die wichtigste Botschaft laute, dass das Coronavirus in Niedersachsen weiterhin nicht zirkuliere, sagte Reimann am Mittwochnachmittag in Hannover. "Stand jetzt gibt es in Niedersachsen auch noch keinen bestätigten Fall einer Infektion."
Vorsichtsmaßnahmen auf Messen, an Flughäfen und Schulen
Bei der derzeit in Hannover laufenden Reifenmesse Tire Technology Expo mussten Besucher und Mitarbeiter beim Einlass ihre Körpertemperatur mit einem elektronischen Screening messen lassen. Die Gäste mussten laut einer Messesprecherin zudem schriftlich bestätigen, in den 17 Tagen vor ihrer Ankunft nicht in China gewesen zu sein, keine Grippe oder Lungenentzündung zu haben und kein Träger des Coronavirus zu sein. Ein Arzt sei ebenfalls im Einsatz, außerdem gebe es überall Spender mit Desinfektionsspray.
An den Flughäfen Bremen und Hannover hatte das Coronavirus zunächst keine Auswirkungen. Obwohl Bremen zum Beispiel eine Ryanair-Verbindung nach Mailand bedient, ist der Flugbetrieb nicht eingeschränkt. Für Flugstreichungen wären die Airlines oder die betroffenen Staaten zuständig, hieß es. Sollte es einen Verdachtsfall in einem Flieger geben, würde dieser nach Berlin, Hamburg, München, Düsseldorf oder Frankfurt umgeleitet. Gibt es einen Verdachtsfall im Terminal, würde die Feuerwehr den Bereich abschotten und dann das Gesundheitsamt eingeschaltet, sagte eine Sprecherin des Flughafens Hannover.
Zahlreiche Schulen haben für die kommenden Monate Klassenfahrten nach Italien geplant. Die Landesschulbehörde steht derzeit mit Schulleitungen im Kontakt, die zu diesem Thema Anfragen haben. Das Gymnasium Mellendorf in der Gemeinde Wedemark hat bereits eine Skifahrt nach Südtirol kurzfristig abgesagt. Die Schule sehe sich angesichts der derzeit unklaren Situation im Skigebiet nicht in der Lage, die Fahrt verantwortungsvoll durchzuführen, teilte die Landesschulbehörde am Mittwoch mit. Die Gruppe mit 50 Schülern, 5 Lehrern und 2 weiteren Begleitern wollte an diesem Freitag nach Sankt Johann im Ahrntal fahren.
Eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes gibt es derzeit für Südtirol nicht. Daher werde die Reiserücktrittsversicherung nicht einspringen, hieß es weiter. Das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 breitet sich in Italien immer mehr aus.
Zuletzt waren in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg weitere Coronavirus-Fälle nachgewiesen worden. Niedersachsens Ministerin Reimann sagte, dass Patienten mit dem begründeten Verdacht einer Ansteckung, telefonisch Kontakt mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt aufnehmen sollten. "Als begründet gilt das, was zuvor für China galt, nun auch für Italien: Reisende, die mit einer in Italien erkrankten Person einen persönlichen Kontakt hatten, sollten sich umgehend an ihr Gesundheitsamt wenden."
(dpa)