11. März 2020 –

Fehlende Lehrkräfte

Lehrer für Musikunterricht an Grundschulen fehlen

Den Sinn von Musikunterricht an Grundschulen dürften die meisten erkennen, aber gibt es eigentlich genug Lehrer? Eine Studie untersucht genau das - und kommt zu eindeutigen Ergebnissen.

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Foto: picture alliance/dpa

An den Grundschulen in Niedersachsen und Bremen werden die Musiklehrer knapp. Einer bundesweiten Studie zufolge sind für einen erheblichen Anteil des Musikunterrichts in beiden Ländern Pädagogen verantwortlich, die nicht entsprechend ausgebildet sind.

Davon geht die am Mittwoch vorgelegte Untersuchung der Bertelsmann Stiftung in Zusammenarbeit mit der Konferenz der Landesmusikräte und dem Deutschen Musikrat aus. Demnach wurden 72,5 Prozent der Musikstunden in Bremen im Schuljahr 2016/17 "fachfremd" unterrichtet, in Niedersachsen waren es Schätzungen zufolge zwischen 53,2 Prozent und knapp 30 Prozent.

Datenlage in Niedersachsen schwierig

Nach Angaben der Studienautoren ist die Datenlage in Niedersachsen schwierig. Es gebe keine hinreichende Datenbasis für die Berechnungen. Dazu kommt, dass die Stundentafeln im Land sechs Wochenstunden Musik für die vierjährige Grundschulzeit vorsehen - allerdings gibt es wahlweise eine sogenannte Kontingentstundentafel, die vier Stunden für Musik vorsieht. In welchem Maße die Grundschulen dies nutzten, sei unbekannt - wie auch die Zahl der tatsächlich erteilten Musikstunden. Landesweit unterrichteten in der Primarstufe geschätzte 1899 Musiklehrer. An den öffentlichen Grundschulen in Bremen gebe es 124 Musiklehrer.

Bundesweit - beziehungsweise in den 14 Bundesländern, deren Daten herangezogen werden könnten - unterrichten der Studie zufolge rund 17 000 Musiklehrerinnen und -lehrer. Um den in den Lehrplänen vorgesehenen Musikunterricht tatsächlich fachgerecht abdecken zu können, seien rechnerisch allerdings etwa 40 000 Musiklehrer notwendig - rund 23 000 ausgebildete Musikpädagogen fehlten.

Zahl der fehlenden Lehrkräfte wächst

In den kommenden acht Jahren dürfte die Lücke voraussichtlich auf dann rund 25 000 Lehrerinnen und Lehrer noch wachsen, der Anteil des fachgerecht erteilten Unterrichts fiele damit laut Modellrechnung von durchschnittlich 43 Prozent auf 39 Prozent. Grund sei, dass mehr Musiklehrer in den Ruhestand gingen - gleichzeitig steige die Zahl der Grundschüler. "Das Ergebnis dieser Studie ist ein Weckruf", warnte der Generalsekretär des Deutschen Musikrates, Christian Höppner. "Wenn Politik und Gesellschaft jetzt nicht handeln, ist die musikalische Bildung an Grundschulen bald Vergangenheit."

Je nach Stundentafel sind nach Einschätzung der Autoren zwischen 2703 und 4055 Lehrkräfte notwendig, um 2028 alle Klassen in Niedersachsen fachgerecht in Musik zu unterrichten. Die Studie geht von 1973 Musiklehrerinnen und -lehrern im Jahr 2028 aus - demnach fehlen dann landesweit zwischen 730 und 2082 Lehrer. In Bremen würden bis 2028 laut Studie 518 Musiklehrerinnen und -lehrer benötigt, tatsächlich dürften es 123 sein. Damit fehlten 395 Fachlehrer, der fachgerechte Musikunterricht dürfte einen Anteil von 23,7 Prozent erreichen.

(dpa)

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