Weil immer mehr Menschen an Covid-19 erkranken, greift das niedersächsische Gesundheitsministerium hart durch: Alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern werden verboten. Und wer in Risikogebieten war, bekommt nicht mehr überall Zutritt
Verbot für Veranstaltungen in Niedersachsen
Die Landesregierung hat wegen des Coronavirus alle Veranstaltungen in Niedersachsen mit mehr als 1000 Teilnehmern untersagt. Einen entsprechenden Erlass gab Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) am Mittwoch in Hannover bekannt. Rückkehrer aus Risikogebieten dürfen Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser und Altenheime zudem zwei Wochen lang nicht betreten.
«Wir haben es mit einem Infektionsgeschehen zu tun, das eine sehr hohe Dynamik hat, und wir haben den Höhepunkt noch nicht erreicht», sagte Ministerin Reimann. «In Niedersachsen gilt: Sicherheit und Gesundheit gehen vor.»
Das Veranstaltungsverbot gilt sowohl für Events in geschlossenen Räumen als auch draußen und ist zeitlich nicht befristet. Es dürfe auch nicht der Eindruck entstehen, dass Veranstaltungen mit weniger als 1000 Teilnehmern per se bedenkenlos seien, betonte Reimann: «Jede Veranstaltung in Niedersachsen steht auf dem Prüfstand.» Sogenannte Geisterspiele ohne Publikum im Fußball können jedoch stattfinden.
Schadenersatz für ausgefallene Veranstaltungen ist dem Ministerium zufolge gesetzlich nicht vorgesehen. Die Veranstalter seien dabei auf eigene Versicherungen angewiesen.
Eingeschränkter Zutritt für Personen aus Risikogebieten
In einem weiteren Erlass legte das Land fest, dass Rückkehrer aus Risikogebieten 14 Tage lang nicht in Schulen, Kindertagesstätten, Kinderheime, Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime sowie Hochschulen gehen dürfen. Zu den Risikogebieten zählte die Ministerin dabei «Italien und Teile Frankreichs, und ich rechne damit, dass es auch bald Österreich sein wird». Das Betretungsverbot gelte ab sofort.
Für Schüler und Lehrer, die von Klassenfahrten aus Risikogebieten zurückkommen, wurde außerdem eine 14-tägige Quarantäne angeordnet. Schulschließungen sollen vermieden werden, seien aber auch nicht auszuschließen.
«Mir ist klar, das sind drastische Maßnahmen und erhebliche Eingriffe, die in anderen Situationen sicher nicht so denkbar wären», sagte Reimann. «Aber es ist notwendig, denn wir müssen uns alle miteinander darauf einstellen, dass mit einer steigenden Fallzahl auch eine größere Zahl von schwereren Verläufen der Krankheit einhergeht. Das betrifft Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen.»
Aufruf zur Solidarität
Die Zahl der laborbestätigten Nachweise der Krankheit Covid-19 in Niedersachsen stieg bis Mittwochvormittag auf 74 Fälle. Reimann sprach von einer «rasanten Entwicklung», da es vor zehn Tagen noch gar keinen Fall in Niedersachsen gegeben habe. Ziel sei es nun, die Ausbreitung zu verlangsamen. Bisher seien alle Infektionen zurückzuverfolgen. Das Virus zirkuliere nicht unkontrolliert.
Die Versorgungssicherheit im Groß- und Einzelhandel sei trotz der wachsenden Unsicherheit gewährleistet, betonte die Ministerin. Das Land hat dafür auch das Sonntagsfahrverbot für Lastwagen, die haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel transportieren, bis zum 30. Mai aufgehoben. Damit ließen sich Engpässe vermeiden, sagte Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) am Dienstag.
Mit Blick auf die Ansteckungsgefahr warb Reimann für einen behutsamen Umgang mit älteren Menschen. Wer einen Infekt habe, solle auf Besuche der Großeltern verzichten, um die ältere Generation zu schützen, empfahl sie. Für gesunde Menschen, die nicht in Risikogebieten waren, bestehe dafür indes kein Anlass.
Noch am Montag hatte Reimann eine Untersagung aller Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern als «zu pauschal» bezeichnet und das damit begründet, dass auch Veranstaltungen mit sehr viel kleinerer Teilnehmerzahl abgesagt wurden.
Von freiwilligen Vorsichtsmaßnahmen ist auch der Landtag betroffen. Die nächste Sitzung des Parlaments soll zwar wie geplant vom 25. bis 27. März stattfinden - allerdings ohne Zuschauer. Man dürfe kein Infektionsrisiko eingehen und müsse die Gesundheit der Menschen schützen, sagte Landtagspräsidentin Gabriele Andretta.
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