14. Februar 2020 – Lea Biskup
Bunt, fröhlich und laut wird es ab Samstag in vielen Innenstädten. Bei Karnevalsumzügen kommen Zehntausende kostümierte Menschen zusammen. Liebe, Alkohol und aktuelle Themen spielen eine Rolle.
Von diesem Wochenende an ziehen Karneval-Fans in Niedersachsen und Bremen bei mehreren großen Umzügen durch die Straßen. Los geht es am Samstag mit dem Samba- und Maskenkarneval in Bremen. Die Veranstaltung unter dem Motto "Im Rausch der Liebe" startet offiziell mit einer Theaterinszenierung, danach ziehen mehr als 1000 Frauen und Männer in farbenfrohen Kostümen durch die Innenstadt. Neben Stelzen-, Tanz- und Maskenspielgruppen ist auch eine Zirkusgruppe dabei. Am Montag folgt in Damme (Kreis Vechta) ein Rosenmontagsumzug mit rund 9000 Menschen.
HOCHBURGEN: Kreative Superlative machen mehrere Standorte zu Hochburgen. Der Braunschweiger "Schoduvel" (23. Februar) ist laut Organisatoren der größte Karnevalsumzug Norddeutschlands, vor allem weil dort regelmäßig mehr als 200 000 Besucher die Straßen säumen. Mit etwa 9000 Teilnehmern verweisen die Veranstalter im oldenburgischen Damme auf den größten Rosenmontagsumzug Norddeutschlands. Der findet traditionsgemäß eine Woche vor Rosenmontag statt, also am 17. Februar. Die Bremer Organisatoren sprechen vom größten Samba- und Maskenkarneval Deutschlands. Weitere größere Umzüge gibt es beim Osnabrücker "Ossensamstag" und beim Fasching in Ganderkesee (Kreis Oldenburg, 22. Februar). Am selben Tag werden in Hannover bis zu 100 000 Schaulustige erwartet.
THEMEN: Klimawandel, Agrarpaket und Waffenexporte sollen als Themen in Braunschweig sichtbar sein. "Auf einem eher drastischen Wagen schauen Politik und Wirtschaft zu wie Eisbären sterben", sagt Zugmarschall Gerhard Baller. Bisher seien aber noch keine Tabus gebrochen und Grenzen überschritten worden. "Wir nutzen die Freiheiten des Karnevals noch nicht voll aus". Für aktuelle Themen wie zum Beispiel die Wahl in Erfurt sei es aber zu spät. "Oft sind es ja aufwendige Schnitzereien aus Styropor, da reicht die Zeit nicht mehr", sagt der Braunschweiger Kollege Baller. "Wir haben eher keinen politischen Fasching", berichtet dagegen Umzugssprecher Timo Vetter aus Ganderkesee. Die bremische Version setzt auf fantasievolle Masken, mitreißende Rhythmen und abwechslungsreiche Choreographien.
KOSTÜME: Auch wenn Umweltschutz ein dominierendes Thema sein wird, glaubt der Braunschweiger Zugmarschall nicht, dass sich viele Menschen als Greta Thunberg verkleiden. Aus seiner Sicht bleiben eher traditionelle Kostüme wie Cowboy beliebt. "Die besten Selbstinszenierungen von Zuschauern werden beim Schoduvel bewertet und mit einem Preisgeld belohnt", wirbt Baller. Mit vielen Gretas auf den Straßen rechnet auch Anja Göldner vom Trendartikelmarkt Karton24 in Garbsen nicht. Ihr zufolge fragen Kunden eher nach Glamour und Glitzer, weil die 90er Jahre als Thema im Trend liegen. Auch Verkleidungen aus den 20ern würden häufig gewünscht. "Wahrscheinlich, weil solche Kostüme mehrmals auch auf Privatpartys benutzt werden können", meint Göldner. In Ganderkesee wird mit vielen Hippies und Blümchen-Outfits aus den 60ern gerechnet.
UMWELT: Müllvermeidung nennen viele Teams als ein wichtiges Ziel. Aus Umweltschutzgründen werde in Bremen erstmals nachhaltiges Geschirr beim Punschverkauf verwendet. Es sei ausdrücklich erwünscht, dass Menschen ihre eigene Tasse mitbringen, sagte die künstlerische Leiterin des Karnevals, Janine Jaeggi. In Damme sollen 250 Mülltonnen an der Wegstrecke und große Müllcontainer helfen, dass Abfall nicht auf der Straße landet, wie der Dammer Sprecher Moritz Enneking sagt. Jede Gruppe habe eigene Mülleimer am Fahrzeug.
ALKOHOL: Mancherorts haben Behörden verstärkte Alkoholkontrollen angekündigt. So teilte der Landkreis Cloppenburg mit, vor allem Minderjährige im Umzug und am Umzugsrand zu kontrollieren. "Damit wollen wir verhindern, dass Jugendliche während des Karnevals gefährdet werden", sagte Kreisjugendpflegerin Alexandra Pille. Die Kontrollen finden wie andernorts auch alljährlich bei den Karnevalsumzügen statt. Vor allem auf den Festwagen stehe Alkohol oft unbegrenzt zur Verfügung, kritisierte Pille. Geprüft werden solle, ob auch Minderjährige dazu Zugang haben. Bier darf erst ab einem Alter von 16 Jahren getrunken werden, hochprozentiger Alkohol wie Wodka erst ab 18 Jahren, auch wenn er mit anderen Getränken gemischt wird.
(dpa)