20. August 2020 – Maximilian Wilsmann (deaktiviert)

Bedingungsloses Grundeinkommen

1.200 Euro, ohne etwas dafür zu tun? Studienteilnehmer gesucht!

Eine Studie zum sog. "Bedingungslosen Grundeinkommen" soll herausfinden, wie sich das Verhalten der Menschen verändert, wenn sie jeden Monat 1.200 Euro bekommen, ohne etwas dafür zu tun. Hier erfahrt ihr, wie ihr euch für die Studie bewerben können.

Grundeinkommen_ergebnis.jpg
Foto: picture alliance/dpa

Was würdet ihr machen, wenn ihr Geld bekommen würdet, ohne etwas dafür zu tun? Vielleicht aufhören zu arbeiten oder ein Haus bauen oder auch entspannter leben, weil am Ende des Monats mehr Geld übrig ist? Genau das soll jetzt herausgefunden werden. Und ihr könntet sogar zu den Glücklichen gehören, die über drei Jahre lang einfach so jeden Monat 1.200 Euro bekommen.

Studie zum Bedingungslosen Grundeinkommen

Seit dieser Woche können sich alle Menschen, die einen festen Wohnsitz in Deutschland haben und über 18 Jahre alt sind bewerben, um an einer Studie zum Bedingungslosen Grundeinkommen teilzunehmen. Am Ende bekommen dann 120 der Bewerber für drei Jahre ein Bedingungsloses Grundeinkommen von 1.200 Euro.

Die Studie wird vom "Mein Grundeinkommen e.V." durchgeführt. Mit der Studie sollen Daten zum Verhalten der Menschen und zu den Auswirkungen gesammelt werden, während der Zeit in der die Menschen das Bedingungslose Grundeinkommen erhalten. So müssen die Auserwählten während der drei Jahre, die die Studie läuft, alle sechs Monate einen Fragebogen ausfüllen. Außerdem besteht die Option, mit einigen Teilnehmern Tiefeninterviews zu Veränderungen und zu den Auswirkungen zu führen. Auch Haarproben werden einigen Teilnehmern entnommen, um deren Stresslevel zu prüfen.

So läuft die Bewerbungsphase ab

Bewerben kann sich jeder, der über 18 Jahre alt ist und einen festen Wohnsitz in Deutschland hat. Das ursprüngliche Ziel von einer Millionen Bewerbungen wurde bereits nach drei Tagen erreicht. Deshalb kann sich jeder noch bis zum 10.11.2020 bewerben, eine Grenze für die Menge der Bewerbungen gibt es nicht mehr. Bis zum 17.11.2020 erhält dann jeder Bewerber eine Zusage für die engere Auswahl oder eine Absage. In die engere Auswahl kommen 20.000 Menschen, die einen ersten Fragebogen in einer Basisbefragung beantworten müssen. Anschließend werden aus dieser Gruppe dann per Zufall 1.500 Menschen ausgewählt, die an der Studie teilnehmen.

Von diesen 1.500 Menschen landen allerdings nur 120 in der Grundeinkommensgruppe, also in der Gruppe, die über drei Jahre lang jeden Monat 1.200 Euro bekommen und dafür nichts tun müssen, außer zur Erhebung der Studie Fragebögen zu beantworten und eventuell darüber hinaus befragt zu werden. Die anderen 1.380 Menschen landen in einer Vergleichsgruppe. Diese Vergleichsgruppe beantwortet während der Zeit, in der die Studie läuft, ebenfalls Fragebögen. Dafür gibt es eine Aufwandtsentschädigung und man hat die Chance, in die Grundeinkommensgruppe nachzurücken. Hier können nämlich Plätze frei werden, wenn die Teilnehmer aus der Grundeinkommensgruppe die Fragebögen nicht beantworten. Dann wird die Zahlung eingestellt, da die Bögen wichtig für die Erhebung der Studie sind. Die Studie und die Auszahlung des Geldes soll im Frühjahr 2021 starten und hier könnt ihr euch bewerben.

Studie soll Auswirkungen auf die Menschen testen

Das Ziel der Studie ist es, herauszufinden, wie die Menschen damit umgehen, wenn sie, ohne etwas dafür zu tun, jeden Monat Geld überwiesen bekommen. So könnte der Effekt extrem positiv ausfallen, wenn die Menschen das als zusätzliche Motivation empfinden, weniger Sorgen um ihr Geld haben müssen und somit vielleicht stressfreier und produktiver Arbeiten würden. Auch die Lebensqualität könnte steigen, wenn Menschen vielleicht nicht mehr zwei Jobs ausüben müssten, weil sie sonst in Geldsorgen geraten. Stattdessen könnte man öfter die Natur genießen, sich Zeit nehmen, um beispielsweise etwas zu unternehmen.

Das Bedingungslose Grundeinkommen könnte sich allerdings genauso negativ auswirken. Menschen die sagen, 1.200 Euro im Monat reichen mir, könnten ihren Job kündigen, somit hätten Arbeitgeber Probleme und die Menschen würden vermutlich auf Dauer auch unglücklich werden. Außerdem steht die Frage im Raum, wer soll das bezahlen? Wenn jeder Bürger in Deutschland jeden Monat 1.000 Euro bekommen würde, läge die Gesamtsumme im Jahr bei knapp einer Billionen Euro. Der "Mein Grundeinkommen e.V." erklärt deshalb, dass eine Steuerreform mit dem Bedingunslosen Grundeinkommen einhergehen müsste, wenn es in Deutschland eingeführt werden würde.

Das ist sonst noch wichtig

Sicher gibt es jetzt noch einige Fragen, die unsicher machen. Schließlich ist es nicht alltäglich, dass man einfach so die Chance kriegt, jeden Monat 1.200 Euro zu bekommen. Tatsächlich ist die einzige Bedingung, die der "Mein Grundeinkommen e.V." an die 120 Auserwählten stellt, die Fragebögen auszufüllen und eventuell Interviews mit dem Team hinter der Studie zu führen oder Haarproben abzugeben. Das Geld kann beliebig genutzt werden. Auch ob die Teilnehmer Geld hinzuverdienen oder nicht wird nicht überprüft. Finanziert wird die Studie und die Auszahlung des Grundeinkommens durch Schenkungen vieler einzelner Privatpersonen. Da das Grundeinkommen ebenfalls eine Schenkung ist und ausgezahlt wird, ohne dass eine Gegenleistung erbracht wird, ist es auch nicht Steuerpflichtig.

Achten sollte man auf mögliche Kürzungen von Sozialleistungen. Hierzu schreibt der "Mein Grundeinkommen e.V.": "Genau wie bei vielen Konzepten von ‚echten‘ Bedingungslosen Grundeinkommen, könnte es passieren, dass durch die Auszahlung der Grundeinkommen andere Sozialleistungen gemindert oder ganz gestrichen werden, da sie von den zuständigen Behörden als Einkommen oder Vermögen gewertet werden." Betroffen sein könnten unter anderem das Arbeitslosengeld, BAfög oder das Elterngeld.

undefined
Antenne Niedersachsen
Audiothek