17. Dezember 2024 –

Ausstattung der niedersächsischen Polizei

Wie arbeitet das Logistikzentrum Niedersachsen?

Mehrere Bundesländer beziehen ihre Polizeikleidung aus Niedersachsen. Aber wie sieht es hinter den Kulissen des Logistikzentrums aus, das Innenministerin Daniela Behrens eine «Erfolgsbehörde» nennt?

Logistikzentrum_Niedersachsen.jpg
01.02.2022: Arbeitskleidung hängt verpackt im Logistikzentrum Niedersachsen (LZN). Das LZN ist die Zentralstelle für den Einkauf der Landesverwaltung Niedersachsen. Ministerpräsident Weil und Innenminister Pistoris statteten dem LZN heute einen Besuch ab., Foto: picture alliance/dpa

«Von der Büroklammer bis zum Hubschrauber machen wir eigentlich alles», sagt Frank Hintze. Er ist Geschäftsführer des Logistikzentrums Niedersachsen (LZN). Der Landesbetrieb kümmert sich seit 2001 etwa um die Ausstattung der niedersächsischen Polizei. Inzwischen kümmert sich das LZN aber längst nicht mehr nur um Behörden des eigenen Bundeslandes. Ein Blick hinter die Kulissen.

«Jeden Tag verschicken wir inzwischen durchschnittlich 1.000 Pakete», sagt Hintze. Mehr als 200.000 Lieferungen verlassen so in einem Jahr das Lager im südniedersächsischen Hann. Münden - Tendenz steigend. Dabei handelt es sich allerdings nicht etwa um Hubschrauber, die direkt geliefert werden, sondern um Uniformen für Polizei oder Justizbehörden. «Wir haben zwei Geschäftsfelder: einerseits Dienst- und Schutzkleidung und andererseits Waren und Dienstleistungen», erklärt Hintze.

Um die Schutzkleidung kümmern sich die rund 100 Angestellten in Hann. Münden. Auf 4.400 Quadratmetern lagern dort unter anderem Strickjacken, Polohemden, Winterjacken oder Hosen, die das LZN oft auch selbst entwickelt, sowie zugekaufte Artikel wie Schuhe, Unterwäsche oder Sportkleidung. Behörden aus jedem Bundesland und auch Österreich beziehen dieses Material - etwa Forstämter, kommunale Behörden oder das Bundeskriminalamt.

Günstigere Preise durch Großbestellungen

Unter anderem beziehen zudem die sechs Bundesländer Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen die Ausrüstung für ihre Polizei- und Justizbeamten aus Hann. Münden. Die speziellen Kleidungsstücke sind dabei so gestaltet, dass etwa die Hoheitszeichen der Länder nur per Klette angebracht und ausgetauscht werden können.

«Das spart viel Geld, weil wir in größeren Mengen produzieren lassen und bestellen können - außerdem sind Randgrößen leichter verfügbar», erklärt Hintze. Die eigene Marge liege bei vier Prozent. Deswegen würden nicht nur die niedersächsischen Landesbehörden - die dazu verpflichtet sind - beim LZN bestellen. Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) nannte das LZN deshalb auch mal eine «Erfolgsbehörde». Wenn es den politischen Willen dazu gebe, könnten auch alle 16 Landespolizeien ausgestattet werden, sagt Hintze.

Die Bundeswehr sei übrigens kein Kunde und beschaffe ihre Ausrüstung selbst - zum Unverständnis von Hintze. Das habe etwa zur Folge, dass identische Socken bei der Bundeswehr mehr als doppelt so teuer seien als bei den Landespolizeien. Laut Bundeswehr ist der Preisunterschied allerdings deutlich kleiner. Generell würden die Preise vor allem davon abhängen, wie viele Unternehmen Angebote für Ausschreibungen einreichen, so ein Sprecher des Beschaffungsamtes der Bundeswehr. Bei einer Wirtschaflichkeitsuntersuchung sei die Bundeswehr zudem zu dem Ergebnis gekommen, ihre Kleidung weiter über ihre eigene Gesellschaft - der Bw Bekleidungsmanagement - zu beschaffen. Das liege unter anderem an besonderen Anforderungen für Militärkleidung.

LZN beschaffte Kriminaltechnik für RAF-Festnahme

Im zweiten Geschäftsfeld kümmert sich das LZN um die Beschaffung von Gegenständen oder Fahrzeugen. Über einen Onlinekatalog können die einzelnen Behörden seit 2008 zahlreiche Artikel bestellen, die dann direkt geliefert werden. Neben Hubschraubern und Büroklammern sind das etwa auch Verkehrsschilder, Löschfahrzeuge und -schiffe oder Medikamente für Gefängnisapotheken und Material für die Landesaufnahmebehörde. Gerade laufe etwa eine Beschaffung von vier Helikoptern für Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern.

Immer wieder gebe es auch besondere Aufträge, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin Nadine Schrader. So habe das LZN die Kriminaltechnik für die Spurensicherung bei der Festnahme der ehemaligen RAF-Terroristin Daniela Klette geliefert.

Ziel sei es, in Zukunft zehn Millionen Artikel im Webshop anbieten zu können, die möglichst auch nachhaltig sein sollen. Koordiniert wird die Arbeit von der LZN-Außenstelle in Hannover. In der niedersächsischen Landeshauptstadt betrieb der Landesbetrieb zur Corona-Zeit auch ein zweites Lager. Denn damals war das Logistikzentrum Niedersachsen auch mit der Beschaffung von Masken, Spritzen oder Kanülen beauftragt. «Zu Spitzenzeiten haben wir sieben Millionen Antigentests ausgeliefert», erinnert sich Schrader.

Eine vergleichbare Situation habe es seitdem nicht mehr gegeben, sagt Hintze. Aber das LZN wachse weiter - inzwischen auf 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und dürfte damit auch in der nächsten Krise einer der ersten Ansprechpartner sein.

(dpa)

undefined
Antenne Niedersachsen
Audiothek