10. Dezember 2024 –

Bergwerksgelände

Verfüllung in Gorleben begonnen – Ministerin unter Tage

Der Salzstock in Gorleben wurde jahrzehntelang für die Endlagerung von Atommüll erkundet, jetzt wird das frühere Erkundungsbergwerk geschlossen. Bundesumweltministerin Lemke gibt ein Versprechen.

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09.12.2024: Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, besichtigt das ehemalige Erkundungsbergwerk., Foto: picture alliance/dpa/dpa Pool

Bundesumweltministerin Steffi Lemke wurde schon von rund 25 Anti-Atomkraft-Demonstranten, die dem nasskalten Wetter in Gorleben trotzten, erwartet. Viele hier sind nicht gut auf die Politik zu sprechen, doch die Grünen-Politikerin wurde fast schon herzlich von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg empfangen.

Denn Lemke hatte gute Nachrichten im Gepäck: Das frühere Erkundungsbergwerk, das jahrzehntelang für die Endlagerung von hoch radioaktivem Atommüll erforscht wurde, wird endgültig zugeschüttet. «Und das wird auch nicht rückgängig gemacht, das verspreche ich», sagte die Ministerin.

«Eigentlich haben wir was zu feiern, dass nämlich ein Schlussstrich unter das Kapitel Gorleben gezogen wird», sagte der Vorsitzende der Bürgerinitiative, Martin Donat. Doch das Thema Atommüll sei damit weiterhin nicht erledigt. «Es wird sich eine Million Jahre lang nicht erledigen.»

«Das ist noch nicht vorbei»

Seit den ersten Castor-Transporten 1995 gab es massive Proteste gegen die Einlagerung von Atommüll. Dafür dankte Lemke nun den Demonstranten – für ihr Engagement für die Umwelt, für sauberere Energie und für den Schutz ihrer Heimat. «Wir haben die große Hoffnung, dass das nicht nur Symbolik ist», sagte ein Teilnehmer. «Das ist noch nicht vorbei», rief ein anderer.

Denn: In einem oberirdischen Zwischenlager stehen noch 113 radioaktive Atommüll-Behälter. Gorleben bleibt mit dem Lager für schwach- und mittelaktive Abfälle und dem Castorlager Atommüllstandort. Solange es kein Atommüllendlager gibt, wird der Müll obertägig gelagert, wie im Falle Gorleben weit über die einst genehmigte Zeit hinaus. Die Genehmigung für das Zwischenlager erlischt 2034.

Neue Bedrohungslagen

Angesichts neuer Bedrohungslagen wie etwa Kriegseinwirkungen forderte die Bürgerinitiative für die Zwischenlagerung eine «robuste Lösung, am besten einen Neubau». Das Zwischenlager werde in den kommenden Jahren ein Prototyp in puncto Sicherheit sein, kündigte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) an. «Und da muss man alle diese Fragen von Drohnen, von Flugverbotszonen natürlich auch intensiv prüfen.» Sicherheit müsse die höchste Priorität haben, sagte Meyer.

Ministerin unter Tage

Der Standort im Landkreis Lüchow-Dannenberg war vor vier Jahren aus der bundesweiten Suche ausgeschieden. Lemke sprach von einem politisch motivierten Irrweg, der mit der Schließung des Bergwerks endlich ende. Die Wahl von Gorleben als Endlager-Standort sei nicht wissenschaftlich bestimmt, sondern politisch gesetzt gewesen. Das habe viel Vertrauen zerstört.

Von der Verfüllung machte sich die Ministerin unter Tage ein eigenes Bild. Mit einem Aufzug ging es in 117 Sekunden in den 840 Meter tiefen Salzstock. 400.000 Tonnen Salz, das jahrelang auf einer Halde lagerte, wird seit gut einer Woche in Containern unter Tage gebracht. Weil das Salz auf der nahegelegenen Halde der Witterung ausgesetzt war, muss eine Fräse die Oberfläche bearbeiten, um das Salz zu lockern.

Nach Angaben der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) dauert die Prozedur rund drei Jahre. Danach sollen die Schächte verfüllt und das Betriebsgelände zurückgebaut werden, das könnte bis 2031 gehen.

Aus Fehlern lernen

«Aus den Fehlern, die bei der Auswahl von Gorleben gemacht wurden, können wir lernen, wenn es um die weitere Endlagersuche geht», sagte die Grünen-Politikerin. Eine Entscheidung könne nur dann funktionieren, wenn sie transparent, auf wissenschaftlicher Basis und gut begründet getroffen werde.

«Ich bin sicher, dass die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger dabei ein Schlüssel ist.» Das stelle das Standortauswahlgesetz sicher. Klar sei: Bis Mitte dieses Jahrhunderts müsse ein Endlager gefunden werden. «Das sind wir auch den Menschen in den vielen Orten mit Zwischenlagern schuldig», betonte Lemke.

(dpa)

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