24. Juli 2023 –
Trockenheit sorgt dafür, dass viele Flüsse und Seen in Niedersachsen weniger Wasser führen. An der Elbe werden laut Behörden sogar teils extrem niedrige Wasserstände erreicht - eine Gefahr für die Umwelt. Deshalb wollen Experten den Fluss nun ganz genau überwachen.
Die anhaltende Trockenheit sorgt in vielen Flüssen und Seen in Niedersachsen für niedrige, teils sogar sehr niedrige Wasserstände. An Niedersachsens größtem Fluss, der Elbe, soll in dieser Woche deswegen zusätzlich zu den regulär laufenden Untersuchungen ein Sondermessprogramm beginnen. Damit wollen Experten mögliche Auswirkungen des Niedrigwassers auf die Gewässergüte des Flusses untersuchen, wie der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mitteilte. Vor allem für Fische und andere Lebewesen können niedrige Wasserstände und ein geringer Sauerstoffgehalt zur Gefahr werden.
Aktuell sind an der Elbe schon sehr niedrige Wasserstände zu beobachten. Am Pegel Neu Darchau südöstlich von Hamburg betrug der Wasserstand vergangenen Mittwoch 83 Zentimeter. Damit lag der Wert laut NLWKN etwa 37 Zentimeter unter dem mittleren Niedrigwasser. Seit Beginn der Messungen an dem Pegel 1874 wurde der aktuelle Messwert erst sechs Mal unterschritten. Der niedrigste jemals dort gemessene Wert liegt bei 61 Zentimeter, der 2019 verzeichnet wurde. Neue Niedrigstwerte wurden in diesem Jahr laut der Behörde landesweit bis zum Freitag noch an keinem Pegel registriert.
Mit dem Sondermessprogramm werden nun zusätzliche Proben gezogen und untersucht, um mehr Informationen über die Gewässergüte zu erhalten. Auf die Maßnahme hat sich die Flussgebietsgemeinschaft Elbe (FGG Elbe) verständigt, zu der neben dem Bund zehn Bundesländer gehören.
In Niedersachsen wird die Elbe regelmäßig an der Gütemessstation Schnackenburg (Landkreis Lüchow-Dannenberg) untersucht. "Bislang sind uns durch unsere ganzjährig durchgeführten regulären Messungen zur Entwicklung der Gewässergüte keine nachteiligen Veränderungen bekannt", sagte NLWKN-Gewässerexperte Jörn Abel in einer Mitteilung.
Allerdings pendelt der Sauerstoffgehalt in der Elbe an der Grenze zu Hamburg den Angaben zufolge bereits bei 3,5 Milligramm pro Liter. Unter 3 bis 4 Milligramm droht Lebewesen ein Sauerstoffmangel, wie ein NLWKN-Sprecher sagte. Weiter flussabwärts bei Stade liegt der Gehalt dagegen bei unkritischen Werten zwischen 6,5 und 7 Milligramm.
Niedrigwasser bereits Folgen für Schifffahrt
Für die Schifffahrt hat das Niedrigwasser bereits Folgen: Die Elbfähre "Amt Neuhaus" bei Bleckede im Landkreis Lüneburg musste ihren Betrieb einstellen. Zudem bereitet dort eine Sandbank in der Elbe Probleme, die nun weggebaggert werden soll. Pendler und Ausflügler müssen deshalb nun vorerst weite Umwege in Kauf nehmen.
Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe rief Schiffs- und Bootsfahrer dazu auf, die Wasserstände im Hinblick auf die Anforderungen ihrer Schiffe stets zu überprüfen. Wegen der gesunkenen Pegelstände verringere sich auch die Tiefe der Fahrrinnen. Zudem lagere sich vermehrt Sediment in der Elbe ab, hieß es.
Mit Blick auf das gesamte Bundesland ist die Situation laut dem Landesbetrieb verschieden: In der Region Hannover und im Raum Lüneburg etwa hätten Gewässer die mittleren Niedrigwasserstände erreicht oder schon unterschritten. Das gilt auch für das südliche Niedersachsen. Der fehlende Regen sei an den Gewässern Rhume, Gande, Garte und Hahle bereits deutlich erkennbar, teilte der NLWKN mit.
In anderen Landesteilen, etwa im Emsland, in Ostfriesland und im Raum Stade sieht es besser aus: Dort hätten sich die Wasserstände durch Niederschläge in den vergangenen Wochen leicht erholt.
Keine Entspannung in den kommenden Tagen zu erwarten
Eine Entspannung der Lage ist laut dem Landesbetrieb in den kommenden Tagen nicht zu erwarten. Denn schon zum Sommeranfang Mitte Juni meldeten die NLWKN-Experten niedrige Wasserstände für Gewässer, Moore und das Grundwasser - trotz eines feuchten Winterhalbjahres.
Laut den Experten ist dies auch eine Folge der trockenen Jahre 2018 bis 2020 und zuletzt 2022. Die Niederschlagsdefizite hätte sich über die Jahre angehäuft, teilte der Geschäftsbereichsleiter Wasserwirtschaft beim NLWKN, Martin Gottwald, schon im Juni mit. Grundwasser- und tiefere Bodenspeicher sind noch nicht ausreichend regeneriert. "Die Gewässer reagieren daher im Hinblick auf die Wasserführung derzeit sensibler auf die ausbleibenden Niederschläge der vergangenen Wochen, als zu dieser Zeit im Jahr üblich", sagte Gottwald.
(dpa)