27. Juni 2023 –
Während der Corona-Pandemie haben die Virologin Melanie Brinkmann und der Epidemiologe Gérard Krause das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung bekannter gemacht. Jetzt ist der Einrichtung eine prominente Neuerverpflichtung für die Spitze geglückt.
Der renommierte Genetiker Josef Penninger rückt an die Spitze des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI). Der 58-jährige Österreicher übernimmt im Juli die wissenschaftliche Geschäftsführung in Braunschweig, wie das Forschungszentrum am Dienstag mitteilte. Der mehrfach hochkarätig ausgezeichnete Wissenschaftler wechselt von der Universität British Columbia in Kanada nach Deutschland und will den Standort unter anderem um 20 neue Forschungsgruppen ausbauen.
Zehn dieser Teams sollen sich mit neuen Technologien beschäftigen, ein nach Penningers Worten weltweit einmaliges Programm. Dies solle in weiteren Schritten auch Firmengründungen vorantreiben. Denn im Bereich der Innovation gerate Europa derzeit immer weiter ins Hintertreffen im Vergleich mit Nordamerika, was Penninger ändern will. "Wir wollen das beste Institut der Welt werden für Infektionsbiologie", sagte er.
Penninger erforscht laut der Medizinischen Universität Wien genetische Ursachen von Krankheiten und hat etwa ein Protein identifiziert, das bei Osteoporose und Brustkrebs eine wesentliche Rolle spielt. Auf Grundlage seiner Arbeit wurden demnach bereits neue Medikamente entwickelt. Der Forschungsstandort Deutschland gewinne durch die Besetzung weiter an Attraktivität, sagte Veronika von Messling vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, die zugleich Aufsichtsratsvorsitzende des HZI ist.
Die Einrichtung forscht nach eigener Beschreibung zu bakteriellen und viralen Krankheitserregern, dem Immunsystem und der Immunabwehr sowie zu neuen Wirkstoffen. An insgesamt sechs Standorten in Braunschweig, Hannover, Hamburg, Greifswald, Saarbrücken und Würzburg arbeiten mehr als 800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Während der Corona-Pandemie waren HZI-Forscher wie die Virologin Melanie Brinkmann und der Epidemiologe Gérard Krause gefragte Experten auch bei der Bundesregierung.
Zudem wurde Penninger als Professor für Präzisionsmedizin an die Medizinische Universität Wien berufen. Dadurch sollen sich neue Chancen und Synergien für die wissenschaftliche Zusammenarbeit bieten und der Wirkungsgrad der Helmholtz-Gemeinschaft auf andere EU-Länder ausgeweitet werden. Seinen Lebensmittelpunkt werde er im Herbst in die zweitgrößte Stadt Niedersachsens verlegen, kündigte Penninger an.
(dpa)