26. November 2025 – dpa
Am Wochenende protestierten Fans bei Spielen der Bundesliga und 2. Bundesliga gegen mögliche Maßnahmen der Politik für Sicherheit in den Stadien. Hamburgs Polizeipräsident widerspricht den Anhängern.
Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel dringt auf Maßnahmen, um die deutschen Fußball-Stadien sicherer zu machen. «Ja, der Fußball hat seit vielen Jahren ein Gewaltproblem. Die Innenministerkonferenz hat sich nicht anlasslos dazu entschlossen, Gegenmaßnahmen zu suchen», sagte er in einem Interview mit der Wochenzeitung «Die Zeit». Es könne nicht weitergehen wie bisher. «Das ist die klare Erwartung an alle Beteiligten in dem Prozess: Wir müssen etwas ändern.»
Auf der Innenministerkonferenz in Bremen vom 3. bis 5. Dezember steht das Thema ganz oben auf der Agenda. Dabei soll über schärfere Maßnahmen in den Stadien diskutiert werden.
Am Wochenende hatten Fans in den Stadien der 1. und 2. Bundesliga überwiegend friedlich gegen mögliche Verschärfungen durch die Politik protestiert. Die Fanszenen halten geplante Maßnahmen der Innenministerien für überzogen, unter anderem zentral verfügte Stadionverbote, das Personalisieren von Eintrittskarten und eine aus ihrer Sicht flächendeckende Überwachung.
Schnabel widersprach den Ultras, dass die Zahl der Straftaten in den Stadien laut der offiziellen Polizeistatistik der «Zentralen Informationsstelle Polizeieinsätze» (ZIS) rückläufig sei.
Dieses Argument führe in die Irre, sagte der 56-Jährige. «Wir lesen in dem ZIS-Bericht: In den Spielen der oberen drei Ligen gab es in der abgelaufenen Saison rund 1100 Verletzte, darunter 160 Polizistinnen und Polizisten, und vor allem: 624 Unbeteiligte», erläuterte er. «Weniger als in der Vorsaison, aber immer noch zu viele.» Es stimme also nicht, «dass Gewalt eine Randerscheinung ist und sich nur zwischen den Fanszenen abspielt».
Problematisch sieht Schnabel die Praxis des Bremer Senats, die Mehrkosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospiele vom SV Werder einzufordern. Bremen ist bislang das einzige Bundesland, das dies tut.
Er sehe ein Risiko, meinte Schnabel. «Es könnte der Einstieg in eine Kommerzialisierung von staatlicher Sicherheit sein», sagte der Polizeichef. «Bald käme die Frage auf: Müssen Weihnachtsmärkte oder andere Großveranstaltungen dann auch für den Mehraufwand der Polizei aufkommen? Wo ist da die Grenze, ab wie vielen Besuchern oder Zuschauern soll das gelten? Und wer legt fest, was normaler und was Mehraufwand ist?»