28. Februar 2022 – Johanna Grüter (deaktiviert)
"Platz 23 hat alle Erwartungen übertroffen!"
Vom Dorf in die Charts: Die "Frog Bog Dosenband" zeigt, wie es geht!
Nach 30 Jahren Band-Bestehen ist es der sechsköpfigen Musikgruppe aus Kloster Oesede im Landkreis Osnabrück gelungen, mit Platz 23 in die deutschen Album-Charts einzusteigen. Wie es dazu kam und wer die Frog Bog Dosenband ist, erzählen uns die Bandmitglieder persönlich im Antenne Niedersachsen-Interview!
Im Kuhstall des Bauernhofs, in dem der Bandprobenraum liegt, posiert die Frog Bog Dosenband in voller Bühnenmontur. Foto: Frog Bog Dosenband
"Singender Kegelclub" oder "Kirmes-Metal" - was die Frog Bog Dosenband eigentlich für Musik macht, können selbst die Bandmitglieder nach 30 Jahren noch immer nicht genau benennen. Eins steht jedoch fest: jeder Song macht maximale Party-Laune! Rockige Melodien treffen bei der Dosenband auf Kinderliedmelodien und sinnfreie Texte. So entsteht deutsche Rockmusik mit "infantilem Touch", wie Bassist Linsendschisdre den Sound beschreibt. In lustiger Bierlaune lassen sich die Musiker aus dem Dorf Kloster Oesede im Südkreis Osnabrück zu ihren Songs inspirieren, und sind damit recht erfolgreich.
Volle Pulle oder gar nicht
Je sinnfreier und fantasievoller, desto besser! Das gilt neben den Songs auch für die schrillen Bühnenoutfits, und vor allem die Künstlernamen der Bandmitglieder. Linsendschisdre, Kartoffeldräse, Dr. Dr. Dräse, Weizenkalle, Käptn Dampflok und Elfmeterdriene waren eigene Wortschöpfungen, mit denen sich die Musiker gegenseitig während eines stimmungsvollen Umtrunks getauft haben. Die Bierlaune spielt im Kreativprozess der Band eine unbestreitbar tragende Rolle. Anschließend bastelt Mastermind und Songwriter der Band Kartoffeldräse aus den einfallsreichen Wortkreationen neues Partysong-Material, und verknüpft Melodie und Text auf unterhaltsame Weise.
Begonnen hat die Frog Bog Dosenband als Gag für einen 18. Geburtstag vom Kumpel mit dem Spitznamen Frog Bog. "Wir haben uns in den Keller gesetzt, Aufnahme gedrückt, und ein paar alberne Lieder aufgenommen, die wir an seinem Geburtstag abgespielt haben." Die Gäste fanden die Songs lustig, und so wurde bald das erste richtige Demo auf einem Vierspurrekorder aufgenommen. In den frühen Anfangszeiten durfte jeder Teil des Musikprojekts werden. "Wer kein Instrument spielen konnte, hat halt gesungen, oder irgend wo draufgehauen", erzählt Kartoffeldräse. "Das ist immer noch so", ergänzt Sänger Dr. Dr. Dräse. An Humor und der Fähigkeit, auch mal über sich selbst zu lachen, mangelt es der Band keinesfalls. Nach einem Jahr Bandbestehen wurden der Dosenband die ersten Auftritte auf hauptsächlich Jugendfeten und Schützenfesten angeboten. Die Reaktionen des damaligen Publikums zeigten beim Großteil kein Verständnis für die wilde Musik der Dosenband. Auch Dr. Dr. Dräse erinnert sich an seinen ersten musikalischen Eindruck der Gruppe: "Himmel Herrgott noch mal, was ist das denn?! Was ist das für ein Unsinn, das kann doch nicht sein!" Der anfängliche Schock verflog allerdings schnell, als er zwei Jahre später Frontsänger der Dosenband wurde.
Das ist nicht bei allen so: "Man kann sie nur lieben oder hassen. Ich habe mich für Letzteres entschieden", heißt es in einem der ersten Pressefeedbacks. Die Bandmitglieder finden dieses Statement außerordentlich treffend, denn es gibt nur "entweder oder". Jeder sollte sich seine eigene Meinung zur Frog Bog Dosenband bilden. Die negative Kritik hat die Musiker damals nur belustigt und zum Weitermachen angespornt. Das hat sich ausgezahlt, denn die Chart-Platzierung ist das momentane Sahnehäubchen der Bandgeschichte, und übertraf jegliche Erwartungen.
Auch wenn es bisher noch kein Original ist: die Frog Bog Dosenband ist mit einer selbst gebastelten goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Foto: Antenne Niedersachsen
Runter von der Bühne - rein in die Charts!
Wie alle anderen Künstler hat die Corona-Pandemie auch die Dosenband hart getroffen. Jedes Konzert musste abgesagt werden, es gab keine Veranstaltungen, und dabei hatten sich die Musiker gerade erst einen nagelneuen Probenraum eingerichtet. Der sollte nicht ungenutzt bleiben, und so wurde spontan die Idee zur Aufnahme der neuen Platte gefasst. Ein echtes Corona-Projekt!
Das Album sollte sich aber nicht nur still zur Gruppe der anderen CDs gesellen. Für "Wir ham ne Fahne" war Größeres bestimmt, und so wurde mit Hilfe des neuen Managements der Chart-Einstieg erfolgreich umgesetzt. Platz 23 erzielte die neue Platte, und damit maßlose Überraschung und Freude. "Wir haben bandintern vorher geschätzt, was dabei rumkommen könnte, wenn wir in den Charts landen. Der Optimistischste hat auf Platz 37 getippt, ich war der Pessimistischste und war bei 73. Platz 23 hat alle Erwartungen übertroffen", erzählt Sänger Dr. Dr. Dräse. Diesen Erfolg "feiern wir die nächsten fünf Jahre", sagt Kartoffeldräse stolz. Heutzutage zählen nicht mehr alleinig die Plattenverkäufe, sondern der verkaufte Umsatz, den eine Musikgruppe erwirtschaftet. Dadurch entsteht die Chance, sich auch als kleinere Band in den Charts zu platzieren. Die Dosenband hat sich auf Fan-Artikel rund um das Thema "Saufen" fokussiert, und den Verkauf von Bundles auf die Woche vor dem diesjährigen Jahreswechsel beschränkt. Der absolute Verkaufsschlager war dabei die "Dröhnbrause": das bandeigene Dosenbier! Auf die Frog Bog-Fans ist Verlass, und so wurde aus der Schnapsidee Realität.
Mit dem Chart-Einstieg kamen neben viel Medienrummel auch höhere Stream- und Followerzahlen auf die Musiker zu. Durch die überregionale Aufmerksamkeit erhofft sich die Dosenband, auch Gigs weiter entfernt von den heimischen Bühnen spielen zu können. Der Traum-Auftritt der Musiker: der ZDF-Fernsehgarten, oder für den Eurovision Song Contest antreten (Träumen sei ja erlaubt).
Frontsänger Dr. Dr. Dräse präsentiert in seinem Bühnenoutfit das bandeigene Dosenbier mit dem Namen "Dröhnbrause". Foto Antenne Niedersachsen
Sp(i)rit statt Musik
Mit der neu dazugewonnenen Reichweite sollen jetzt die Festival-Bühnen der Republik erobert werden. Mit einer albernen Show, die man selbst erlebt haben muss, feiert die Dosenband im Sommer wieder nach zwei Jahren Zwangspause ihr Bühnen-Comeback. Mit der Verstärkung der bandzugehörigen Tanzgruppe, dem "Volle Pulle Ballett", gibt es nicht nur Party für die Ohren, sondern auch ein Spektakel zum Anschauen. Während auf der Bühne performt wird, geht's im Publikum mächtig ab. Selbst wenn Euch die Musik auf den Platten nicht gefällt, solltet ihr erst eine Live-Show sehen, bevor ihr die Frog Bog Dosenband mit einem gedanklichen "Dislike"-Button verseht. Kartoffeldräses Kumpel fasst seine Beziehung zum Dosenband-Sound so zusammen: "Ich find Eure Musik eigentlich scheiße, aber ich lebe sie." Mit dem Spirit der Band können sich wohl mehr Leute identifizieren, als mit der eigentlichen Musik.
Wenn ihr nach zwei Jahren ohne große Veranstaltungen richtig Lust auf Party habt, dann könnt ihr die Frog Bog Dosenband beim "Hütte Rockt"- Festival live erleben. Um Euch schonmal warm zu hören, empfehlen Euch Dr. Dr. Dräse und Kartoffeldräse höchstpersönlich die Songs "Wir bechern mit dem dicken Mann" und "Ding Dong". In einer Zeit, in der Veranstaltungen bald wieder möglich sind, sollten wir doch alle die Möglichkeit ergreifen, und mehr auf Konzerte gehen. Vielleicht entdeckt ihr was ganz Neues für Euch.
Dr. Dr. Dräses Tipp gibt's hier zum reinhören: