21. Dezember 2020 – Niels Kristoph (deaktiviert)

Coronatest unter der Discokugel

In Hannover ist Corona testBAR

In Hannover hat seit einigen Tagen ein drittes privates Coronatestzentrum geöffnet. Im gerade geschlossenen Szenelokal "HeimWeh" gibt's vor Weihnachten den 15-Minuten-Schnelltest. Eine trügerische Sicherheit?

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Die Discokugel aus dem Gaststättenbetrieb hängt noch

Unter der Discokugel an der Decke herrscht gerade etwas Aufregung. Es gibt einen positiven Coronatest im neuen Testzentrum an der Theaterstraße. Der Allgemeinmediziner Konstantin Boeck weist die Mitarbeitenden noch einmal an, wie es jetzt weitergeht. Die positiv getestete Person muss sofort telefonisch informiert und es muss ein zweiter Test gemacht werden. Danach wird klar: Für den jungen Mann fällt Weihnachten mit der Familie flach. "Für uns ist es wichtig, die Leute zu identifizieren, die positiv sind", sagt Boeck. Gerade wenn diese trotz einer Infektion keine Symptome zeigen, sei es um so dringlicher diese Personen herauszufischen.

Und so funktioniert es

Innerhalb eines Wochenendes wurde das "HeimWeh" von Boeck mit Messebau-Wänden zum Testzentrum umgebaut. Die Organisation ging ganz schnell. Arzt und Lokal-Chef sind alte Freunde aus Studienzeiten.

So kann man sich im "HeimWeh" testen lassen: Wer sich vorher auf der Internetseite registriert und im besten Fall auch schon die knapp 40 Euro bezahlt hat, meldet sich mit einem QR-Code am Empfang und wird in Anschluss getestet. Dafür stehen drei Kabinen bereit. Danach geht es durch einen separaten Ausgang wieder aus der umfunktionierten Bar hinaus. Das Prozedere dauert gerade einmal fünf Minuten und die Testpersonen kommen sich auf dem Einbahnstraßensystem nicht in den Weg. Nach einer Viertelstunde wird das Ergebnis per Mail zugeschickt.

Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht

Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) sieht das zunehmende Angebot von privaten Testzentren in Niedersachsen kritisch. Es handele sich bei den Schnelltests um eine Momentaufnahme und ein negatives Testergebnis sei kein Freibrief, um sich nicht coronakonform zu verhalten, warnt KVN-Sprecher Detlef Haffke. "Die Kritik teilen wir" sagt dazu der Mediziner Boeck. Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es eben nicht. Der Antigen-Schnelltest sei eben nur zu 97 Prozent genau - deswegen sollten sich die Getesteten nicht in trügerischer Sicherheit wähnen und vor allem die AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) weiter strikt einhalten.

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Mediziner Konstantin Boeck am Eingang des privaten Testzentrums

So sieht das auch Kara. Die junge Frau, die selbst in einem medizinischen Beruf arbeitet, hat sich gerade testen lassen. "Ich will meine fast 90-jährigen Großeltern zu Weihnachten besuchen", sagt sie. Dennoch weiß sie auch, das so ein negativer Test kein Persilschein für einen sorglosen Besuch bedeutet. Und sie ist nicht die einzige Testperson an diesem Tag: Bis zum Nachmittag haben sich bereits 20 Menschen auf das Corona testen lassen - auch weil einige vor dem Weihnachtsurlaub auf den Kanaren noch schnell einen Test brauchen.

Ohne Hilfe geht's nicht

Zum Team von Arzt Boeck gehören unter anderem auch seine Mitarbeitenden aus der Praxis in Lehrte bei Hannover. Sie desinfizieren nach jedem Besuch die Kabinen, lüften durch, wechseln ständig ihre Kittel und schützen sich und andere dabei mit FFP2-Masken. Susana Perez von Wiegen hat vorher bereits PCR-Tests am Flughafen Hannover bei Reiserückkehrern vorgenommen. Jetzt hilft sie hier. Angst vor einer Ansteckung? "Nein. Ich mache das, weil ich Spaß daran habe und ich möchte, dass die Leute nicht andere anstecken", sagt sie.

Das private Testzentrum hat nicht nur werktags, sondern auch Samstags und Sonntags geöffnet. Der Betrieb ist bis in den Januar hinein geplant. Ein Teil der knapp 40 Euro Kosten gehen an den Verein "A little help from my friends". Mit dem Geld soll Menschen geholfen werden, die durch das soziale Raster gefallen sind.

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