22. Januar 2020 – Tamara Beck (deaktiviert)
Auf dem Heidschnuckenhof von Carl Wilhelm Kuhlmann aus Faßberg sind momentan die Lämmchen los! Der Schäfer und Landwirt erwartet über 450 Lämmer auf seinem Hof und rechnet bei seiner Schafherde mit 10-15 Geburten – pro Tag! Aus der Ruhe bringt ihn all das aber nicht.
Im Januar und Februar tummeln sich hunderte kleiner Lämmer auf dem "Heidschnucken Hof Niederohe" von Carl Wilhelm Kuhlmann. Jedes Jahr um diese Zeit beginnen seine Muttertiere zu lammen, also ihre Lämmchen auszutragen.
Bei 500 Schafen erwartet er an die 450 bis 470 Lämmer und zehn bis 15 Geburten pro Tag. Doch trotz des Geburtenstresses ist Carl die Ruhe in Person. Als Geburtshelfer muss der Schäfer nur ganz selten einspringen. "In 99,5 Prozent der Fälle machen meine Schnucken das alleine", erzählt er stolz. Eine Ausnahmen gibt es allerdings: Bei Zwillingsgeburten kann es vorkommen, dass Carl mal Hand anlegen muss, falls sich die Lämmchen ineinander verhakt haben.
Wenn die Schafe nach 153 Tagen Tragzeit frisch gelammt haben, führen Carl und seine Frau Ute die Tiere aus dem großen Stall in Einzelboxen. "Im Stall gibt es Verwandte, die sich ebenfalls für die kleinen Lämmer interessieren und Schwups ist das Lamm von der Mutter getrennt. Das gilt es zu verhindern", erklärt der Schäfer.
Von Lisen und Böcken
Antenne Niedersachsen-Reporter Daniel Flüß mit Schäfer Carl Wilhelm Kuhlmann "Heidschnucken Hof Niederohe". (Foto: Antenne Niedersachsen)
Ob es sich bei den Lämmchen um Weibchen oder Männchen handelt, lässt sich schnell feststellen: "Gleich nach der Geburt haben die Böcke bereits kleine Ansätze von Hörnern" erklärt Ute. "Die Fütterabstände müssen relativ nah beieinander liegen. Trotzdem müssen wir nachts nicht aufstehen wie bei Babys - zumindest nicht zum Füttern." Carls Frau versorgt die Jungtiere alle vier Stunden mit Nahrung. Die letzte Flasche gibt es abends gegen zehn Uhr, die erste wieder morgens um sechs.
Für die Namensgebung hat sich Carl bei über 500 Tieren eine besondere Taktik überlegt: "Jedes weibliche Tier heißt Lise." Der Grund dafür ist einfach, erklärt der Schäfer: "Das schafft Gemeinschaft in der Herde. Kein Tier denkt, 'Petra' ist doch viel besser als 'Lise'. Und Lise ist der beste Name, den es gibt." Im Gegenzug haben die zehn bis zwölf Zuchtböcke, die der Hof hat, keinen Namen. "Man hat mit denen nicht so viel zu tun, wie mit der weiblichen Schafen, die in der Herde leben. Vielleicht denke ich mir da nochmal einen Namen aus", gesteht Carl.
Außerhalb der Brunftzeit, der Paarungszeit im Herbst, leben Böcke und Schafe voneinander getrennt, um die Lammzeit etwas zu steuern. "Sonst würde ich in meiner Herde ganzjährig Lämmer bekommen und das will ich nicht", erklärt Carl.
Die Heidschnucken erhalten die Heide
Der Grund für diese geregelte "Flut" an Geburten, ist einfach: Das beste Futter des Jahres ist das "Erste Grün" im April und Mai. Bis dahin müssen die neuen Lämmer in der Lage sein am Tag zwischen zehn bis zwölf Kilometer zurückzulegen und Grundfutter aufzunehmen. Im Laufe der Vegetation nimmt die Qualität des Futters immer weiter ab, da es kaum noch Nährstoffe für die Tiere enthält.
Nach rund acht Wochen sind die Lämmchen alt genug, um mit dem Rest der Herde ihrer Aufgabe nachzugehen: Der Landschaftspflege. Der Erhalt der Heideflächen ist nur mit der Rasse der "Heidschnucken" möglich, da diese selektiv fressen und die Heidepflanzen nur soweit abknabbern, dass diese wieder neu austreiben können.
"Es hält einen selbst jung"
Für das Ehepaar ist die Lammzeit jedes Jahr ein Ereignis. "Der ständige Zyklus von geboren werden und aufwachsen macht diese Arbeit zu etwas ganz besonderem. Es hält einen selbst jung", erzählt der Schäfer lachend. Und trotzdem freuen sich Carl und Ute darauf, wenn es auf ihrem Hof wieder etwas ruhiger wird. Auch wenn das noch dauern wird: Rund 250 Muttertiere müssen auf dem "Heidschnuck Hof" in den nächsten Wochen noch lammen. Das Ehepaar rechnet damit, bis Ende Februar 1.000 Tiere in der Herde zählen zu können. Damit dürfte dem Erhalt der Heide nichts mehr im Wege stehen.