15. Juli 2020 –

Landeselternrat fordert zehn Tage Sonderurlaub

Gute oder schlechte Idee: Corona-Sonderurlaub für Eltern?

Zehn Tage Corona-Sonderurlaub für Familien, die ihren Jahresurlaub für die Kinderbetreuung nehmen mussten - das fordert der Landeselternrat. Für die Unternehmerverbände Niedersachsen und den Bund der Steuerzahler Niedersachsen und Bremen e.V. handelt es sich bei diesem Vorstoß um eine nicht nachvollziehbare Forderung. 

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Foto: picture alliance/dpa

Die Idee gab es beim Landeselternrat schon seit einigen Wochen: ein zehntägiger Corona-Sonderurlaub für die Eltern, die ihren Jahresurlaub aufgrund der Corona-Krise zur Betreuung der eigenen Kinder aufbrauchen mussten, um die Lücke der plötzlich Weggefallenen Kinderbetreuung durch Kitas oder Schulen zu schließen. Laut Cindy-Patricia Heine vom Landeselternrat müsse zwischen Urlaub, der zu Zwecken der Kinderbetreuung genommen werden musste, und Erholungsurlaub differenziert werden: "Auch wenn Eltern und Kinder im Homeschooling oder Homeoffice gemeinsam zu Hause sind, ist das nicht vergleichbar mit entsprechendem Erholungsurlaub, den man als Familie verbringt und in dem man seine Freizeit frei gestalten kann." Wichtig dabei sei, dass der Extraurlaub nicht zulasten der Unternehmen gehe, so Heine weiter. Sie sieht Bund und Länder in der Pflicht, für den Extraurlaub aufzukommen.

Für die Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN) und den Bund der Steuerzahler Niedersachsen-Bremen handelt es sich bei Heines Vorstoß um eine nicht nachvollziehbare Forderung.

"Falsches Signal einzig Familien nochmals mit einem weiteren steuerfinanzierten Programm zu bedenken"

"Natürlich ist der Wunsch nach Familienzeit für uns nachvollziehbar. Aber der Situation der Familien wurde durch den Kinderbonus für jede Familie von 300 Euro pro Kind von Seiten des Bundes bereits besondere Beachtung geschenkt. Dafür wurden insgesamt 4,3 Milliarden Euro in die Hand genommen", erklärt Jan Vermöhlen vom Bund der Steuerzahler Niedersachsen und Bremen e.V. im Antenne Niedersachsen-Interview. Es sei "ein falsches Signal einzig Familien nochmals mit einem weiteren steuerfinanzierten Programm zu bedenken", so Vermöhlen weiter. Schließlich hätten nicht nur Familien unter der Coronapandemie gelitten, sondern auch Alleinstehende oder Rentner.

Die Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN) halten den Vorstoß des Landeselternrats für einen coronabedingten Sonderurlaub für "nicht hilfreich", wie es Dr. Volker Müller, UVN-Hauptgeschäftsführer ausdrückt. "Ich finde, unser Staat hat in der Krise genug gezahlt. Jetzt liegt es an uns, den Unternehmen und den Kolleginnen und Kollegen, das Schiff wieder aus dem Sumpf zu ziehen. Es müssen die Ärmel hochgekrempelt und es muss weitergearbeitet werden."

Der Hinweis des Bunds der Steuerzahler Niedersachsen und Bremen e.V. auf den bereits ausgezahlten Kinderbonus erklärt Heine vom Landeselternrat im Antenne Niedersachsen-Interview, dass dieser nicht ausreiche: "Wenn man sich jetzt auf den Kinderbonus beruft, der ausgeschüttet wurde, dann kann man das nicht mit entsprechenden Urlaubstagen vergleichen. Dadurch springen nicht automatisch Urlaubstage beziehungsweise gemeinsame Familienzeit raus. Und darum geht es ja."

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