17. November 2024

Größte Bombenräumung in Osnabrück

Osnabrück steht am Sonntag, den 17. November eine der aufwändigsten Bombenräumungen bevor, die die Stadt je erlebt hat. Gleich mehrere alte Fliegerbomben liegen auf einer Mega-Baustelle direkt neben dem Hauptbahnhof.

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27.10.2013 ARCHIV: Auf einem Verkehrsschild wird am 27.10.2013 in Osnabrück (Niedersachsen) auf eine Bombenräumung hingewiesen., Foto: picture alliance / dpa

Wie viele Blindgänger aktuell im neu entstehenden Lok-Viertel genau unter der Erde liegen, will die Stadt nicht verraten, um niemanden zu verunsichern. Dass aber direkt drei Sprengmeister mit ihren Teams anrücken, lässt vermuten, dass es mindestens drei sind. Von Seiten der Stadt hieß es mehrfach, dass noch weitere Verdachtspunkte dazugekommen seien.

Da, wo Bagger die letzten Mauern platt machen, stand mal der alte Güterbahnhof. Er war ein beliebtes Ziel der britischen und amerikanischen Kampf-Flieger im zweiten Weltkrieg. Entsprechend viel wird da noch unter der Erde schlummern, sagt Thomas Cordes, Leiter des städtischen Fachbereichs Bürger und Ordnung. Er koordiniert mit seinem Team diesen riesigen Einsatz.

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Wichtige Informationen zur Bombenräumung

Wichtige Fragen und Antworten rund um die Evakuierung am 17. November findet ihr auf der Seite der Stadt Osnabrück.

Nichts für Langschäfer

Zum ersten Mal müssen im Evakuierungsgebiet rund 14.000 Menschen bis 7 Uhr morgens ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Als die Stadt das bekanntgab, kamen sofort die ersten Beschwerden, so Cordes. "Ich erinnere mich an einen Fall, da haben die Kollegen vom Bürgertelefon von einer Frau erzählt, die sich tatsächlich darüber beschwert hat, was uns denn einfiele, dass man schon bis sieben Uhr morgens das Haus verlassen müsse. Das sind natürlich Gespräche, da fassen sich die Kollegen manchmal an den Kopf. Ich kann allen versichern, dass wir das nicht machen, um die Leute zu ärgern."

Der Grund für die frühe Evakuierung: Es müssen direkt mehrere Blindgänger an einem Tag entschärft werden. Außerdem haben die Erfahrungen der letzten Bomben-Entschärfungen gezeigt, dass es sich lange hinziehen kann, bis auch die letzten Menschen den Evakuierungsbereich verlassen haben. Das bestätigt auch Polizeisprecher Jannis Gervelmeyer. Er geht davon aus, dass es auch dieses Mal länger dauern könnte, bis die Sprengmeister mit ihrer Arbeit starten können. Wer der Aufforderung, das Evakuierungsgebiet zu verlassen, nicht nachkommt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro rechnen.

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Freier Eintritt in den Zoo Osnabrück

Am Sonntag (17. November) laden euch Antenne Niedersachsen und der Zoo Osnabrück ein. An diesem Tag steht Osnabrück eine der aufwändigsten Bombenräumungen bevor. Damit der Sonntag trotzdem für alle ein Highlight wird, geht's für euch in den Zoo.

Das wird ein langer, langer Tag

Alle, die in der brenzlichen Zone wohnen, abends mit dem Zug fahren oder Familie in einem der beiden Krankenhäuser besuchen wollen, sollen sich deshalb auf einen sehr, sehr langen Tag einstellen, heißt es von Seiten der Stadt. Dass bei den Sondierungsarbeiten kurz vor der Räumung noch weitere Verdachtspunkte hinzugekommen sind, macht es nicht leichter.

Insgesamt drei Sprengmeister werden am Sonntag in Osnabrück vor Ort sein. Mehr würde der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) aus Hannover nicht schicken, erklärt Cordes. Das Risiko wäre zu groß: Sollte ihnen bei der Entschärfung etwas passieren, wären nicht mehr genug Sprengmeister übrig, die noch die restlichen Blindgänger in Niedersachsen entschärfen könnten. Laut KBD gibt es derzeit elf Sprengmeister und 16 Munitionsfacharbeiter im Land.

Ein echter Kraftakt

Die 30 Schiffscontainer, die die Druckwelle einer Explosion abfangen sollen, stehen. Es kommt nicht selten vor, dass ein Blindgänger dann eben doch kontrolliert gesprengt werden muss, oder möglicherweise noch schnelleres Handeln erfordert. Für den Osnabrücker Leiter der Berufsfeuerwehr Dietrich Bettenbrock ist das die größte Sorge. Seit Wochen bereitet er alles akribisch vor. Im Fall einer Spontanbombe, so sagt er, müsse er mit seinen Einsatzkräften sofort alles auffahren – ein logistischer und organisatorischer Kraftakt. Schätzungsweise werden rund 1.000 Helfer mit der Bombenräumung beschäftigt sein werden. Sie kümmern sich um das Evakuierungszentrum in der Gesamtschule Schinkel oder sichern die Grenzen der Sicherheitszone ab.

Ab 10 Uhr herrscht auch am gesamten Bahn-Drehkreuz Osnabrück absolute Stille. Im Marienhospital (MHO) und Christlichen Kinderhospital (CKO) am Rand des Evakuierungsgebiets sei nicht geplant, Patienten in andere Krankenhäuser zu verlegen. Stattdessen reduzieren die Ärzte die Anzahl an Patienten bis zur Bombenräumung deutlich und die Notaufnahme wird mit an das Klinikum Osnabrück verlegt. Das Sicherheitskonzept decke jede Eventualität ab, heißt es. Das Klinikum und das Franziskushospital bereiten sich auf mehr Menschen vor, die an diesem Tag in die Notaufnahmen kommen werden.

Sirenen, Warnapps und Anzeigetafeln im Einsatz

Damit niemand sagen kann: "Oh, hab ich gar nicht gewusst" drückt Dietrich Bettenbrock sogar zum ersten Mal den Knopf für die neuen Sirenen. Fünf Stück sollen am 17. November morgens aufheulen. Das sei eine gute Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der Menschen zu bekommen, sagt er. Andererseits könnten die Anlagen so auch noch mal getestet werden. Beim Probewarntag gab es noch ein paar Probleme.

Zusätzlich gibt es Warnmeldungen über die NINA- und Katwarn-App, die Infotafeln in der City und am Tag der Evakuierung auch über Cell Broadcast direkt aufs Handy. Drei Feuerwehrfahrzeuge fahren außerdem mit Lautsprecherdurchsagen durch das Evakuierungsgebiet im Osnabrücker Stadtteil Fledder. Drohnen überwachen den Bereich aus der Luft.

Nicht die letzten Blindgänger

Bereits jetzt ist sicher: Es liegen noch viele weitere Blindgänger im Boden der Mega-Baustelle für das neue Lok-Viertel und es muss eine weitere Bombenräumung folgen. Ordnungsamtsleiter Cordes deutete an, dass auch die ähnlich aufwendig werden wird, wie diese. Die Erfahrung, die alle mittlerweile über Jahrzehnte in Osnabrück damit gesammelt haben, hätte aber gezeigt, dass die Osnabrücker da gut zusammenstehen und zusammenarbeiten können.

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