18. Juni 2021 – Jana Niebuhr

Wusstest ihr...?

10 Fakten über... Syke

Die Stadt Syke liegt mit ihren über 24.000 Einwohnern im Norden des Landkreises Diepholz. Wie würdet ihr den Namen des Ortes aussprechen? Und was hat eigentlich Rudi Carrell mit der Stadt zu tun? Das und noch viel mehr Wissenswertes in 10 Fakten zusammengefasst, könnt ihr hier erfahren.

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Die Syker Innenstadt ist ruhig und lädt zum Trödeln ein. Foto: Antenne Niedersachsen/Jana Niebuhr

Fakt 1: 117 Mal Gold

Wir starten direkt groß und teuer: Der Goldhort von Gessel besteht aus 117 Teilen Gold. Damit ist er einer der größten prähistorischen Hortfunde von Gold in Mitteleuropa. Das Gold wurde 2011 bei archäologischen Voruntersuchungen zum Bau der Nordeuropäischen Erdgasleitung ausgegraben. Insgesamt wiegt es ungefähr 1,7 Kilogramm. Seinen Namen verdankt es dem Syker Ortsteil Gessel, in dessen Nähe es gefunden wurde. Die Fundstücke werden der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zugeschrieben, was sie um die 3300 Jahre alt macht. Aktuell könnt ihr den Goldschatz im Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover betrachten. In Syke wird eine Nachbildung gezeigt und wechselweise einzelne Originalstücke als Leihgaben.

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Foto: picture alliance / dpa

Fakt 2: Rudi Carrell, der Showmaster

Manche von euch kennen ihn vielleicht noch: Rudi Carrell. Der Sänger, Showmaster und Schauspieler war im deutschen Fernsehen stark vertreten. Vor allem wurde er bekannt durch seine Familien-Quiz-Show "Am laufenden Band". Damit dominierte er in den Jahren 1974 bis 1979 die Unterhaltungsbranche im deutschen Fernsehen. Zwischendurch landete er den Hit "Wann wird's mal wieder richtig Sommer" und ab 1981 startete "Rudis Tagesschau", eine Parodieformat der ARD-Sendung. Das sind nur wenige seiner Erfolge. Er produzierte viel, gewann viele Preise. Aber jetzt zum eigentlichen Punkt des Faktes: Rudi Carrell lebte im Ortsteil Wachendorf in Syke. Im Jahr 1975 kaufte er das 12.000 Quadratmeter große Rittergut Wachendorf und ließ sich dort zusammen mit seiner Familie nieder. Neben den bäuerlichen Wirtschaftsgebäuden stehen auf dem Gelände eine im Jahr 1897 gebaute Villa und eine Wassermühle aus dem Jahr 1849/50. Carrell entkernte die Mühle und baute sich selbst ein Tonstudio ins Dachgeschoss. Er lebte dort bis zu seinem Tod 2006 und wurde auf dem Friedhof der Kirchengemeinde Heiligenfelde, zu der Wachendorf gehört, beerdigt.

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Rudi Carrell bei einer Autogrammstunde in Niebuhrs Gaststätte in Heiligenfelde an Weihnachten 1976. Foto: Helmut Niedfeldt

Fakt 3: Der "krumme Schneider"

Ein etwa 1,30 Meter großer Findling ragt am Ortsrand von Ristedt Richtung Gessel aus dem Boden. Der "krumme Schneider", wie er genannt wird. Danke seiner ungewöhnliche Form und zwei verschiedenen Sagen wurde er weit über Ristedts Grenzen hinaus bekannt. In der ersten Sage kamen die Weisen Kaspar, Melchior und Balthasar auf ihrer Reise ins Morgenland auch in die Bremer Gegend. Dort suchten sie einen Schneider, der ihre Kleidung in Ordnung bringen könne. Der ausgewählte Schneider lebte in Ristedt und stellte die Weisen sehr zufrieden, weshalb er mit drei Wünschen belohnt wurde. Nachdem er sich zunächst Reichtum und das Leben wie ein König wünschte, war es Zeit für den dritten Wunsch. Die Weisen hatten ihm zuvor gesagt, er solle nicht vergessen, sich das Himmelreich zu wünschen. Der Schneider dachte, er wäre schlau als er sagte: "Wenn ich wünsche, selbst Gott zu sein, dann brauche ich mir gar nicht erst das Himmelreich wünschen." Und mit diesem Gedanken verwandelte er sich in einen krummen Stein. Auch die zweite Sage handelt von einem Schneider. Der schnitt sich immer ein Stück des Stoffes, welchen seine Kunden mitbrachten, für sich selbst ab. Eines Tages kam Petrus vorbei. Auch ihm klaute der Schneider ein Stück des Stoffes. Petrus wunderte sich über den zu kurzen Rock und fragte den Schneider, ob er auch wirklich allen Stoff benutzt hätte. Dieser bejahte und sagte: "Ich will zu Stein werden, wenn ich nicht die Wahrheit spreche." Und so war es um den Schneider geschehen.

Fakt 4: Die Syke-Halbierung

Die Syke-Halbierung ist eine Briefmarke, aber eben nur eine halbe, daher der Name. Die eigentliche Briefmarke der Syke-Halbierung ist eine 1-Groschen-Marke aus dem Deutschen Reich. Heute sind ungefähr 30 Exemplare dieser Halbierungen bekannt, datiert vom 20. Januar 1872 bis zum 18. August 1874. Unter Sammlern ist die halbe Briefmarke sehr beliebt. Zuletzt wurde ein Exemplar 2010 für 261.000 Euro versteigert. Doch wie kam es zu der Halbierung? Zurückzuführen ist das Ganze auf das "Gesetz über das Posttaxwesen im Gebiet des Deutschen Reiches". Dieses Gesetz hatte eine Senkung des Briefportos zur Folge. Und warum sollte man eine Ein-Groschen-Briefmarke auf einen Brief kleben, wenn die Übermittlung nur einen halben kostete? Also wurde die Briefmarke einfach durchgeschnitten.

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Foto: picture alliance / dpa

Fakt 5: Von SY zu DH und wieder zurück

Als Verwaltungssitz stand Syke in dem damals bestehenden Landkreis Grafschaft Hoya das KFZ-Kennzeichen "SY" zu. Außerhalb wurden die Syker deshalb manchmal für Sylter gehalten, aber das ist eine andere Geschichte. 1977 wurde der Landkreis Hoya aufgelöst und die Verwaltung wechselte den Standort von Syke nach Diepholz. Syke war somit dem Landkreis Diepholz zugehörig. Damit war das Schicksal des Syker Kennzeichens erst einmal besiegelt. Neu angemeldete Autos mussten das Kennzeichen "DH" für Diepholz tragen und so wurde das "SY" immer seltener auf den Straßen.

2012 beschloss der Bundestag, dass ausrangierte Teil-Kennzeichen wieder benutzt werden könnten, doch der Kreistag in Diepholz lehnte das ab. Es hieß "Syker würden zu Ausländern im Landkreis werden" oder es wurde befürchtet, dass sich um Syke herum ein Spalt auftun würde, der den Landkreis Diepholz für immer trennen würde. 2017 gelang es dann doch endlich mit vielen Unterstützern das Kennzeichen zurückzuholen. Im Kreis Diepholz Wohnende können sich demnach bei ihrer Autoanmeldung zwischen zwei KFZ-Zeichen entscheiden. Mittlerweile haben wieder rund 17.000 Fahrzeuge "SY" auf ihrem Schild stehen. Vor der Wiedereinführung des Zeichens gab es gerade einmal noch rund 350 Fahrzeuge mit den Syker Buchstaben. Alle noch von vor vierzig Jahren, als der Landkreis Grafschaft Hoya noch existierte.


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Fakt 6: Nicht ˈzyːkə, sondern ˈziːkə

Der Name "Syke" kommt von dem alt- und mittelniederdeutschen Begriff "sik". Das bedeutet "feuchte, sumpfige Niederung" oder "Tal mit einem Wasserlauf". Dass Syke daher nicht "Süke", sondern "Sieke" ausgesprochen wird, ist bis heute noch nicht überall angekommen. Outsider pflegen stets die Aussprache mit dem "ü". Und das, obwohl das Problem in gewisser Weise bereits 1778 aus dem Weg geschafft wurde. Damals wurde in das Kirchenbuch einfach geschrieben wurde, was gehört wurde: Sieke. Trotzdem blieb die ursprüngliche Schreibweise "Syke" erhalten, denn schon in den ersten Schriftstücken aus der Zeit 1250 wurde der Ort so geschrieben.

Fakt 7: "Wald-Weg-Zeichen"

Sykes 128 Quadratkilometer große Fläche ist zu 18 Quadratkilometern von Wald bedeckt. In einem dieser Wälder, dem Friedeholz, gibt es den Kunstpfad "Wald-Weg-Zeichen". Überall stehen auf diesem Pfad Kunstobjekte aus Holz, insgesamt sieben Stück. Die Skulpturen sollen Natur mit Kunst verbinden und Betrachtern deren Zusammenhang näherbringen. Das auffälligste an den Skulpturen ist ihre stetige Veränderungen, die eng im Zusammenspiel mit der Entwicklung des Waldes über die Jahre steht. Einige beginnen zu verrotten, andere fügen sich immer mehr in das Bild des Waldes ein.

Alle Skulpturen sind in den letzten 10 Jahren von verschiedenen Bildhauern erstellt worden. Die Künstler kommen aus verschiedenen Ecken Deutschlands und Niedersachsens. Markus Keuler, Ersteller des Waldtauchers, kommt zum Beispiel aus Bremen, genauso auch Uwe Schloen, der die "Tankstelle" entwarf. Regine Hawellek lebt zurzeit in Kassel und kommt gebürtig aus Goslar. Sie entwarf zwei ähnlich aussehende Objekte mit dem passenden Namen "Zwei". Zusätzlich zu dem Waldweg gibt es den sogenannten "Märchenplatz" von Detlef Voges. Mit dem Platz begonnen wurde, weil drei der älteren Skulpturen angefangen hatten zu verwittern. Voges hatte zur Ergänzung dann drei neue erstellt, mittlerweile sind es 20 Stück geworden. Und er will noch weiter daran arbeiten. Der Bildhauer selbst lebt in der Region Syke.

Fakt 8: Das Rätsel um die Brände im Feuerwehrhaus

Das Syker Gerätehaus der Feuerwehr brannte nicht nur einmal, sondern gleich zweimal. Das erste Mal am 11. Dezember 1994. Um 23 Uhr wurde an diesem Abend ein Notruf getätigt, aus dem Dach des Gerätehauses qualmte es. Ohne wirklich etwas ausrichten zu können, mussten die Feuerwehrmänner mit ansehen, wie die Halle zusammen mit allen sieben Einsatzwagen niederbrannte. Die umliegenden Feuerwehren wurden zwar zur Hilfe gerufen, doch der Schwerpunkt der Löscharbeiten lag nur noch auf der Erhaltung des Sozialtraktes. Für die Fahrzeuge war es bereits zu spät. Der Schaden belief sich damals auf insgesamt rund 3,25 Millionen D-Mark. Das Ereignis sorgte in den Medien für großes Aufsehen. Es gab Pressekonferenzen, Stellungnahmen und Fernsehauftritte.

Der zweite Brand erfolgte dann 14 Jahre später, am 11. Januar 2009. Am Abend des 10. Januars war die Jahreshauptversammlung gewesen. Der Alarm wurde gegen 04.30 Uhr am Morgen ausgelöst. Dieses Mal konnte der Mannschaftstransportwagen noch gerettet werden und auch das historische Löschfahrzeug wurde nicht beschädigt, da es nicht in der Gerätehalle stand. Der Gesamtschaden belief sich dieses Mal auf ungefähr 3 Millionen Euro. Später stellte sich heraus, dass die beiden Brände mehr miteinander zu tun hatten. Beide sollen durch Brandstiftung entstanden sein. Doch nie konnte ein Verantwortlicher gefunden werden, bis heute wird gerätselt.

Fakt 9: Über 70 Meter

Der Hohe Berg ist mit 58,2 Metern die höchste Erhebung im Raum Syke. Er gilt als Aussichtspunkt in der Gegend, auch dank seines 12 Meter hohen Aussichtsturms. Aus einer Höhe von über 70 Metern lassen sich so wunderbar die Bremer Skyline und die Landschaft der Vorgeest betrachten. Bei gutem Wetter lassen sich mit einem Fernglas auch der Turm der Aegidius-Kirche von Berne in nordwestlicher Richtung oder das Kraftwerk Farge erkennen. Im Osten kann man den Fernsehturm von Holtum-Geest sehen. Wenn ihr also euren Horizont mal auf 34 bis 35 Kilometer Luftlinie erweitern wollt, ist Syke der richtige Ort.

Fakt 10: "Formen für Europa"

Im Jahr 1991 wurde in Syke ein "Europäisches Bildhauersymposion" veranstaltet. Unter dem Motto "Formen für Europa. Formen aus Stein." machten sich sechs europäische Bildhauer unter freiem Himmel an die Arbeit. Sie arbeiteten vom 25. August bis zum 6. Oktober an ihren Skulpturen. Organisiert wurde das Ganze von dem Syker Bildhauer Louis Niebuhr und seiner Partnerin Beate Zitzlaff. Teilgenommen an dem Event haben Miguel Ausili aus Italien, Ioanna Filippidu aus Griechenland, Janez Lenassi aus Slowenien, Jiri Seifert aus Tschechien, der Brandenburger Werner Stötzer und Louis Niebuhr selbst. Die benötigten Marmorblöcke wurden aus Carrara, einer Stadt in Italien, importiert.

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Zwei der sechs Steinskulpturen auf der Grünfläche. Foto: Hermann Greve

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