18. September 2025 – dpa

Agrar

Bauern fahren gute Ernte ein - und sinkende Preise

Im Frühjahr viel zu trocken, im Sommer dann teils zu nass: Das Wetter hat Landwirte in Niedersachsen im laufenden Jahr oft herausgefordert. Die Ernte fällt dennoch gut aus. Aber eines enttäuscht.

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Die Landwirte in Niedersachsen haben eine laut Landwirtschaftskammer «sehr beachtliche» Ernte eingefahren - die Preise aber sinken. (Archivbild)

Die Landwirte in Niedersachsen haben im laufenden Jahr eine mengenmäßig gute Ernte eingefahren - kämpfen aber teils mit sinkenden Preisen. Insgesamt sei die Ernte der Acker und Futterbaubetriebe «sehr beachtlich» sowie mit «größtenteils guten Qualitäten und überdurchschnittlichen Erträgen» ausgefallen, sagte der Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Gerhard Schwetje. Die Erzeugerpreise seien dagegen «vielfach enttäuschend». Das bedeutet möglicherweise bessere Zeiten für Kunden an den Ladentheken.

Die Getreideernte fiel demnach mit 5,8 Millionen Tonnen um gut ein Drittel höher aus als ein Jahr zuvor, der Durchschnittsertrag pro Hektar lag mit 76,4 Dezitonnen - eine Dezitonne entspricht 100 Kilogramm - um ein Fünftel höher als 2024. Auf besseren Standorten sei die Qualität des Getreides erfreulich, wäre aber noch besser ausgefallen, wenn es während der Weizenernte Ende Juli und Anfang August weniger geregnet hätte, sagte Schwetje. Die Anbaufläche für Getreide ohne Körnermais wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 18,5 Prozent auf knapp 774.000 Hektar.

Die Erzeugerpreise für Getreide allerdings sanken um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 17 Euro je Dezitonne - und damit das dritte Jahr in Folge. Besonders deutlich waren die Preisabschläge bei Braugerste und Winterweizen. Oft fielen die Erlöse «nicht einmal kostendeckend aus», beklagte Schwetje. «Zurzeit macht es deutlich mehr Spaß, Milchviehhalter zu sein als Ackerbauer.»

Kartoffeln wurden in diesem Jahr auf einer Rekord-Anbaufläche von fast 140.000 Hektar angebaut - 6,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Haupternte läuft, die Erträge werden nach Einschätzung der Kammer als durchschnittlich bis gut eingeschätzt. In mehreren europäischen Nachbarländern sei die Anbaufläche ebenfalls gewachsen - nicht aber die Nachfrage.

So seien die Kartoffelpreise im Land so niedrig wie lange nicht mehr - und lägen bei 14 Euro je Dezitonne, mahnte Schwetje. Das bedeute einen Rückgang um 58,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für sogenannte Pommes-Kartoffeln sei zeitweise nur noch so viel angeboten worden wie für Futterkartoffeln. Bei Zuckerrüben werde eine durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Ernte erwartet, beim Raps sei die Ernte um ein Viertel besser als im Vorjahr - und der Preis mit 45,10 Euro je Dezitonne leicht im Plus.

Beim Mais sank die Anbaufläche um 8,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf rund 543.000 Hektar. Teils würden hohe Erträge erwartet, sagte der Kammerpräsident. Beim Grünland lagen die Erträge deutlich unter dem zehnjährigen Mittel, betroffene Betriebe müssten Futter zukaufen. Grünland habe den höchsten Wasserbedarf, allerdings habe teils Regen gefehlt. Die Wesermarsch und Ostfriesland hätten im März nur 10 bis 15 Prozent der üblichen Regenmenge abbekommen.

Ökolandbau kam den Angaben zufolge auf eine Anbaufläche von gut 155.000 Hektar, ähnlich wie im Vorjahr. Die Zahl der Ökobetriebe liege bei 2.629. Eine Umstellung auf Ökolandbau bringe aber teils hohe Investitionskosten mit sich, warnte Schwetje. Dazu komme der bürokratische Aufwand, daher laufe die Umstellung derzeit «verhalten». Bio-Molkereien seien auf der Suche nach Bio-Milch. Die Erträge beim Getreide seien ähnlich wie bei konventionellen Betrieben.

Vor allem Zuckerrüben-Anbaubetriebe sowie Kartoffelbetriebe hätten ein schädliches Insekt scharf im Auge - die Schilf-Glasflügelzikade, sagte Schwetje. Das Insekt übertrage bakterielle Erreger auf Hackfrüchte und richte in Ost- und Süddeutschland große Schäden an. In Niedersachsen seien bislang erst «relativ wenige» Zikaden festgestellt worden. Per App lasse sich der sogenannte Zuflug von Insekten digital kontrollieren, was die händische Kontrolle erspare, sagte Kammer-Fachmann Kai-Hendrik Howind.

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