20. August 2025 – dpa
Viele Schüler scheiterten am Gymnasium, sagt CDU-Chef Lechner – und fordert Aufnahmetests. Doch die Vertretung der Gymnasiallehrer ist trotz hoher Belastungen gegen eine solche Hürde.
Der CDU-Vorschlag für Aufnahmetests an Gymnasien stößt beim Philologenverband Niedersachsen (PHVN) auf Ablehnung. Solche Tests brauche es aus Sicht des PHVN ebenso wenig wie ein verpflichtendes Grundschulgutachten, sagte der Vorsitzende Christoph Rabbow.
Mit einer Hauptschulempfehlung aufs Gymnasium zu gehen, sei zwar schon bedenklich. Für diese Kinder gebe es geeignetere Schulformen als das Gymnasium. «Aber wenn jemand mit einer Realschulempfehlung sagt, ich probiere das mal aus, wie es da aussieht und ob ich damit klarkomme – ja, warum denn nicht?»
Entscheidend bei der Wahl der weiterführenden Schule solle der Elternwille bleiben, sagte Rabbow. Darüber hinaus sei es wichtig, die Kinder in den Schuljahren Vier bis Sechs genau zu beobachten und sie dann, wo sinnvoll, auf eine passendere Schulform zu versetzen – und zwar in beide Richtungen. Der Philologenverband vertritt hauptsächlich Gymnasiallehrkräfte.
Niedersachsens CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner hatte im NDR-Sommerinterview für einen verschärften Zugang zum Gymnasium geworben. «Wir bräuchten zum Beispiel Einstellungs- und Aufnahmetests für das Gymnasium», sagte Lechner. Es gehe nicht darum, dass möglichst viele Kinder aufs Gymnasium gingen, sondern dass der Bildungsweg zu den Talenten passe.
Lechner zufolge erlebt bis zu jedes fünfte Kind, das aufs Gymnasium wechselt, dort Frust, weil es nicht mitkomme und wieder abgeschult werde. «Das, finde ich, ist weder gerecht für die Eltern noch für die Kinder», sagte der CDU-Chef.
Eine Sprecherin des Kultusministeriums wies die CDU-Forderung zurück. «Das sind bildungspolitische Forderungen aus der Mottenkiste», sagte sie. In Niedersachsen bleibe es beim freien Elternwillen. Man halte zudem wenig davon, Grundschullehrkräfte zusätzlich mit Aufnahme- oder Abschlussprüfungen zu belasten. «Wir bleiben beim bewährten Verfahren und halten nichts von diesen Forderungen der Opposition.»
In Niedersachsen entscheiden die Eltern in eigener Verantwortung über die weiterführende Schulform; eine Empfehlung der Grundschule ist nicht bindend.
Viele Lehrkräfte auch an Gymnasien beklagen angesichts wachsender Aufgaben und Schülerzahlen eine hohe Arbeitsbelastung. Im Vergleich zu anderen Schulformen ist die Unterrichtsversorgung an den Gymnasien aber noch verhältnismäßig hoch.