06. November 2025 – dpa
Der Linken-Abgeordnete Deniz Celik wirft dem Verfassungsschutz vor, rechte Netzwerke zu schützen. Jetzt fordert die Behörde eine Unterlassungserklärung. Doch Celik weigert sich.
Der Linken-Bürgerschaftsabgeordnete Deniz Celik hat die vom Hamburger Verfassungsschutz verlangte Abgabe einer Unterlassungserklärung wegen angeblich rechter Tendenzen der Behörde abgelehnt. Er habe die vorgegebene Frist verstreichen lassen, sagte ein Fraktionssprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Celik hatte am 21. Oktober in einer Pressemitteilung erklärt, dass der Verfassungsschutz «immer wieder auch durch den Schutz rechter Netzwerke aufgefallen ist». Am Montag habe der innenpolitische Sprecher der Fraktion deshalb ein Schreiben einer von der Innenbehörde beauftragten Anwaltskanzlei erhalten. Darin wurde er nach Angaben der Fraktion aufgefordert, eine Unterlassungserklärung abzugeben und den beanstandeten Satz nicht mehr zu wiederholen. Andernfalls drohe eine gerichtliche Auseinandersetzung.
Die beanstandete Formulierung sei besonders geeignet, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Funktionalität und Legitimität des Verfassungsschutzes zu untergraben und damit seine Funktionsfähigkeit zu beeinträchtigen, heißt es in dem Schriftsatz, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Celik nannte das Vorgehen absurd. «Die Geschichte liefert erschütternd viele Belege dafür, wie die Institution Verfassungsschutz rechte Strukturen gestützt und gestärkt hat – sei es durch das gescheiterte NPD-Verbotsverfahren, das am eigenen V-Leute-Netz gescheitert ist, oder seine Verstrickungen im NSU-Komplex.»
Dass der Verfassungsschutz die Fakten jetzt nicht nur leugne, sondern auch noch versuche, diejenigen anzugreifen, die diese Fakten aussprächen, stelle seine demokratische Legitimation fundamental infrage, sagte Celik. «Wer kritische Fakten kriminalisieren will, verhält sich nicht wie ein Wächter der Demokratie, sondern wie ihre Bedrohung.»
«Wir lassen uns nicht einschüchtern, stehen geschlossen hinter Deniz Celik und weisen dieses rechtsstaatlich höchst bedenkliche Vorgehen zurück», betonte Co-Fraktionschef David Stoop. Gleichzeitig forderte er die Innenbehörde auf, von diesem antidemokratischen Versuch zur Unterdrückung unliebsamer Kritik aus der Opposition abzulassen. Der Verfassungsschutz ist der Innenbehörde zugeordnet.
Stoop wertete das Vorgehen der Innenbehörde als einen Versuch, «parlamentarische Rechte zu beschneiden und kritische Abgeordnete einzuschüchtern». Damit greife die Exekutive in das freie Mandat ein und unterlaufe den demokratischen Diskurs, bei dem staatliches Handeln kritisch und auch scharf hinterfragt werden müsse. «Behörden haben Kritik zu ertragen, nicht zu unterdrücken», betonte Stoop.
Sowohl bei der SPD-Regierungsfraktion als auch bei der CDU-Opposition kam das Vorgehen der Linken nicht gut an. «Die Diffamierungen der Linksfraktion sind unerträglich», erklärte der SPD-Innenexperte Sören Schumacher. Das Vorgehen der Innenbehörde sei verantwortungsvoll und richtig: Der Verfassungsschutz sei ein verlässliches, demokratisch legitimiertes Sicherheitsorgan. «Der Vorwurf der Einschüchterung und Beschneidung parlamentarischer Rechte ist vollkommen haltlos», sagte Schumacher. Es gebe kein parlamentarisches Recht auf Falschaussagen.
Der CDU-Innenexperte Dennis Gladiator nannte die Vorwürfe gegen den Verfassungsschutz haarsträubend. «Sie zeigen gleichzeitig das tiefe Misstrauen der Linken gegenüber unserem Rechtsstaat und vor allem gegenüber unseren Sicherheitsbehörden.» Dabei sei es gerade der Verfassungsschutz, der die Demokratie vor all ihren Feinden schütze. «Dass der Abgeordnete Çelik auch noch durch seine Fraktion geschützt und in der Sache bestärkt wird, spricht Bände», sagte Gladiator.