03. März 2025 – Lea Biskup
Überall hüstelt und niest es gerade - auch bei uns in Niedersachsen. Aufgrund hoher Krankenstände schlägt der Expertenrat für Gesundheitsfragen beim Bundeskanzleramt mehr Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz vor sowie die Möglichkeit von Teil-Krankschreibungen.
Der Expertenrat der Bundesregierung empfiehlt angesichts weiterhin vieler Krankheitsausfälle in Unternehmen mehr Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. "Der positive Einfluss, den gezielte Maßnahmen der Arbeitgeber auf den Krankenstand haben können, ist in vielen Untersuchungen belegt", heißt es in einer Stellungnahme des Expertenrats "Gesundheit und Resilienz". Konkret könnten Anreize zu gesundheitsbewusstem Verhalten verstärkt werden, etwa mit Dienstfahrrädern, Kantinenangeboten oder Unterstützung externer Sportangebote.
Teil-Krankschreibungen – Was ist das?
Außerdem schlägt der Expertenrat die Möglichkeit zu einer "teilweisen Krankschreibung" vor. Damit könnte man während einer Krankschreibung Aufgaben "im gesundheitlich möglichen Umfang" weiter nachkommen, etwa mit mobilem Arbeiten oder reduzierter Stundenzahl.
In den skandinavischen Ländern werden Teil-Krankschreibungen schon länger umgesetzt. In Schweden können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sofern der Arzt es ihnen zutraut, bspw. täglich zwei, vier oder auch sechs Stunden arbeiten – vorausgesetzt für den Arbeitgeber ist das okay. Für Deutschland kann sich der Expertenrat diese Möglichkeit ebenfalls vorstellen, zum Beispiel, wenn man nicht ansteckend ist oder die Mobilität wie bei einem gebrochenem Fuß eingeschränkt ist.
Allerdings gilt es zu beachten, dass die Situation zwischen Deutschland und Schweden nicht ganz vergleichbar ist, denn: In Schweden bekommen Angestellte nur zwei Wochen lang rund 80 Prozent ihres Gehalts als Krankengeld. Danach übernimmt die staatliche Sozialversicherung die Zahlungen. In Deutschland hingegen erhalten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Regel sechs Wochen lang ihr volles Gehalt.
Skepsis von Hausärzten und Gewerkschaften
Hausärzte und Gewerkschaften sind allerdings skeptisch. So kritisiert der Hausärzte-Verband, dass die Ärzte bei einer Teil-Krankschreibung statt aus medizinischer Sicht zu beurteilen, ob jemand arbeitsfähig sei oder nicht, jedes Mal erklären müssten, welche Art der Krankschreibung bei welchem Patienten unter welchen Umständen angemessen sein könnte. Das könne nicht Aufgabe der Ärzte sein.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund meint: Wer krank ist, muss sich vollständig auskurieren. Sonst steige das Risiko, ernsthaft zu erkranken oder andere anzustecken.
(mit Material der dpa)