21. August 2019 – Katharina Bente (deaktiviert)

Fitness

Wie fit sind die Deutschen?

Immer weniger Männer und Frauen machen regelmäßig Sport. Adipositas-Erkrankungen sind auf dem Vormarsch. Die Konsequenzen muss jeder Einzelne für sich selber ziehen.

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Foto: Kurhan - stock.adobe.com

Laut OECD und dem Krankenhaus-Report der Barmer GEK hat Übergewicht und Fettleibigkeit in Deutschland stark zugenommen. Der Anteil an fettleibigen Mädchen hat sich demnach von 2001 bis 2015 verdoppelt. Damit liegt Deutschland direkt hinter Portugal an der Spitze aller OECD-Länder. Insgesamt gilt hier jeder fünfte als übergewichtig. Bei der Personengruppe über 20 Jahren ist sogar mehr als jeder zweite übergewichtig.

Bei jedem zwanzigsten Deutschen beträgt der Body-Mass-Index (BMI) sogar 30 und mehr. – Dies bedeutet, dass jeder zwanzigste unter Fettleibigkeit beziehungsweise Adipositas leidet. 2014 mussten nach Angaben der Barmer GEK sieben Millionen Menschen bundesweit wegen Adipositas behandelt werden. Dies entspricht knapp neun Prozent der Mitbürger.

Die Gründe für das Übergewicht werden dabei in einer falschen Ernährung und zu wenig Bewegung gesehen. Und tatsächlich lässt sich eine Veränderung über die letzten Jahre beobachten.

Immer mehr Deutsche Essen auswärts

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Zwischen 2005 und 2015 sind über drei Milliarden Mahlzeiten vom heimischen Herd verschwunden. Vor allem Frühstück und Mittagessen werden mittlerweile bevorzugt auswärts zu sich genommen. Der Anteil an Personen die so gut wie nie kochen liegt bei 42 Prozent, zudem können auch viele Deutsche überhaupt nicht mehr kochen. – Der steigende Anteil der Auswärtsmahlzeiten lässt sich oft durch weniger Zeit und stressigere Jobs erklären. Allerdings ist in vielen Großstädten das Essen in der Gastronomie auch so günstig geworden, dass es sich für Ein- bis Zwei-Personenhaushalte oft gar nicht mehr lohnt selber zu kochen.

Das Teilchen beim Bäcker und die Pizza beim Pizzabäcker bringen dann oftmals mehr Kalorien, als den ganzen Tag über verbraucht werden. Hinzu kommt noch, dass viele Mahlzeiten in der Gastronomie gar nicht mehr frisch zubereitet werden. Immer öfter wird auf Convenience Food großer Industrieketten zurückgegriffen. Versteckte Fette und Zucker sowie jede Menge unnötige Zusatzstoffe tragen ihren Teil zur wenig gesunden Ernährung bei.

Convenience Food findet allerdings auch immer häufiger in den Küchen der Deutschen. Trotz guter Vorsätze und einer Bereitschaft hochwertige Lebensmittel zu kaufen, wächst die Zahl der übergewichtigen Menschen weiter an. Tütensuppen, Fertigsoßen oder Pudding – Tüte aufreißen und rühren ist verlockend zeitsparend und bequem. Diese Bequemlichkeit leben viel Personen auch in ihrem weiteren Alltag. Sportliche Betätigung begrenzt sich so bei einigen Personen darauf, Fußballspiele im Fernsehen zu verfolgen.

Deutsche gelten als Sportmuffel

So liegt nach einer Befragung der Techniker Krankenkasse die Zahl der Personen, die kein oder kaum Sport machen bei 54 Prozent. Im Schnitt werden stattdessen sieben Stunden am Tag mit Sitzen verbracht. Wird jeder Gang während der Arbeitszeit mitgerechnet, kommen laut Befragung zwei Drittel der Menschen pro Tag auf gerademal bis zu eine Stunde Bewegung.

Immerhin bezeichneten sich unter den Befragten 27 Prozent als Gelegenheitssportler, 13 Prozent als Freizeitsportler und 6 Prozent als Leistungssportler. Der Grund, warum einige Sport treiben und andere nicht, wurde ebenfalls in der Bewegungsstudie von 2013 aufgegriffen.

Es zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen persönlicher Lebenssituation und der sportlichen Aktivität. Beamte treiben mehr Sport als Selbstständige und Kinderlose mehr als Eltern. Auffällig ist auch, dass der Anteil an Menschen, die kein Sport treiben in Ostdeutschland mit 63 Prozent höher liegt als der Durchschnitt.

Auch zwischen den Geschlechtern zeigt sich ein Unterschied. Während 53 Prozent der Frauen Sport treiben, sind es bei den Männern nur 45 Prozent. Ebenso unterscheiden sich die sportlichen Aktivitäten. Während Männer öfter zum Fahrrad greifen, nutzen Frauen Fitness-Studios für Aerobic-Training und Gymnastik. Dabei gäbe es für alle genügend Gründe um Sport zu machen. Oftmals muss dazu nur der innere Schweinehund überwunden werden.

Der Hauptgrund für Sporttreibende ist die Gesundheit

Eine statistische Erhebung für die Gründe zu den sportlichen Aktivitäten zeigt, dass zwei Hauptgründe dicht beieinander liegen. Dies ist zum einen die Gesundheit und zum anderen der Spaß am Sport. Trotz der starken Verbreitung an Adipositas sind nur 37 Prozent der Sporttreibenden vorwiegend an einer Gewichtsreduktion interessiert. Noch weniger, nämlich 13 Prozent, betreiben den Sport aus wettkampforientierten Gründen. Die Zahlen und Fakten belegen, dass für mehr Sport noch Luft nach oben besteht.

Immerhin sind es insgesamt etwa elf Millionen Deutsche, die mehrmals die Woche aktiv sind. Viele davon sind im Bereich des Ausdauersports aktiv. Radfahren, Schwimmen und Laufen gehören somit laut einer Befragung der Universität Mainz zu den beliebtesten Sportarten.

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Dass die Sporttreibenden mit Ausdauersport die richtige Wahl für ihre Gesundheit treffen, zeigt sich durch eine Stärkung des Herz-Kreislaufsystems und eine Verbesserung des Ruhepulses. Beides ist wichtig, um den Körper vor Herz-Kreislauferkrankungen zu schützen. Auch die positive Auswirkung des Sports auf die Psyche wurde schon häufiger bestätigt. So sind Sporttreibende meist ausgeglichener und Zufriedener mit sich selber. Bei der körperlichen Betätigung werden Glückshormone ausgeschüttet die die Laune heben und auch das Immunsystem stärken. Die Angabe, dass ein Großteil der Leute Sport treiben, weil es ihnen Spaß macht, kommt also nicht von ungefähr.

Der Trend muss sich umkehren

Und dennoch zeichnet sich in den letzten Jahren der Trend zu immer weniger Bewegung ab. Die Folgen sind neben der steigenden Anzahl übergewichtiger Menschen eine Zunahme an Herz-Kreislauferkrankungen und Psychischen Beschwerden. Die Anzahl an Arbeitsausfällen durch psychische Erkrankungen haben sich laut dem diesjährigen Gesundheitsreport der DAK kontinuierlich, von durchschnittlich 27 Fehltagen in 2006 auf durchschnittlich 35 Fehltage in 2015, erhöht.

In Niedersachsen erreichte der Krankenstand mit insgesamt 4,1 Prozent den höchsten Wert seit 16 Jahren. Hier lag die durchschnittliche Fehlzeit bei 41 Tagen. Die häufigsten Ausfallursachen waren Muskel-Skeletterkrankungen wie Rückenleiden und psychische Erkrankungen. Regelmäßige Bewegung könnte dem entgegenwirken. –Regional gibt es durchaus genügend Angebote für sportliche Aktivitäten.

Aktiv werden

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Vom Niedersächsischen Turner-Bund bis hin zum Landesverband Deutscher Gebirgs- und Wanderverein e.V., jeder Topf findet hier seinen Deckel. Dabei ist letzterer eine gute Gelegenheit für weniger trainierte Menschen mit mehr Bewegung zu starten. Und gerade Niedersachsen bietet sehr bekannte und schöne Stellen zum Wandern.

Mit zu den schönsten Landschaften gehört hier die Lüneburger Heide. Die weitläufige und einzigartige Heidelandschaft stellt den Lebensraum für seltene und geschützte Tiere dar. Mit etwas Glück finden sich Vertreter des Perlmuttfalters oder Zottelbienen. Zusätzlich beeindruckt die Heide den Besucher im Spätsommer mit ihrer lilafarbenen Blütenpracht. So wird nicht nur für Bewegung gesorgt, sondern direkt alle Sinne mit einbezogen.

Wem das Wandern zu langatmig ist, findet in der Heide auch Fahrradwege. Ein gemächliches Tempo beim Radfahren entspricht dabei einer ähnlichen Leistung wie beim Spazieren gehen. Mindestens zweimal die Woche sollte eine Stunde an Bewegung eingeplant werden.

Aber auch für Menschen, die dem Sport offener gegenüberstehen bieten Städte und Gemeinden ideale Laufstrecken, Schwimmbäder oder Sporthallen mit vielfältigem Bewegungsangebot an. Am besten ist es sich einen Partner für seine sportlichen Aktivitäten zu suchen. Damit ist der Spaßfaktor höher und das Durchhalten des eigenen Training-Programms fällt leichter.

Nicht zuletzt finden auch Fitnessclubs immer weiter Verbreitung, in denen Muskelaufbau und Ausdauertraining betrieben werden kann. Von Stepp-Aerobic bis zu Extraübungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur sind die Angebote breit gefächert. Wer gerne zu Hause etwas für den Muskelaufbau machen möchte, kann auf verschiedene Fitnessgeräte wie Kettlebell oder Flexi-Bar zurückgreifen.

Ebenso sollte mehr Bewegung in den normalen Tagesablauf integriert werden. Statt dem Aufzug lieber die Treppen nehmen oder statt mit Auto oder Bus, einfach mal das Fahrrad nehmen, um in die Stadt zu fahren. Im Büro auch zwischendrin mal aufstehen und umhergehen.

Mit diesen ganzen Maßnahmen würde dem Trend zu typischen Erkrankungen aufgrund eines Bewegungsmangels schon entgegengewirkt. Mehr Zeit für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse sollten mehrmals die Woche und nicht nur im eigenen Urlaub genommen werden. Mit mehr Konsequenz und Durchhaltevermögen könnten die Deutschen es so schaffen, wieder zu einem höheren Gesundheitsstand und besserer Fitness zurückzufinden.

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