08. Juli 2021 –
Auch Landwirte müssen inzwischen wertvolles Grundwasser sparen, wo es geht. Sollte man dann nicht auch gereinigtes Abwasser zur Beregnung verwenden können?
Das Wetter der vergangenen drei Jahren hat auch die Landwirtschaft zum Teil hart getroffen: Ausdauernde Trockenheit hatte deutliche Auswirkungen auf den Ertrag auf den Feldern. Wasser ist inzwischen ein knappes Gut geworden. Damit Landwirte dennoch in der Lage sind, ihre Felder auch bei Trockenheit zu bewässern, ohne auf das knapper werdende Grundwasser zurückzugreifen, nimmt die rot-schwarze Regierungskoalition die Nutzung von gereinigtem Abwasser in den Blick. Der Landtag beschäftigt sich am Donnerstag mit einem Antrag von SPD und CDU, die Verwendung gereinigten Abwassers auf den Feldern in Pilotprojekten zu prüfen.
Auch wenn es in den vergangenen Wochen und Monaten häufig geregnet hat, sind die Grundwasserstände in Niedersachsen noch längst nicht wieder auf dem Stand vor dem heißen Trockenjahr 2018. Denn gerade in den für die Grundwasserbildung wichtigen Wintermonaten gab es zu wenig Niederschlag. Daher sei es wichtig, den Verbrauch von Wasser zu verringern, heißt es in dem Antrag der beiden Fraktionen.
Gründlichere Reinigung notwendig
Gereinigtes Abwasser werde derzeit vor allem in Bäche und Flüsse geleitet. "In Gebieten mit angespannter Grundwassersituation kann die Verwendung von gereinigten Abwasser ein geeignetes Instrument zur Bewältigung von Wasserknappheit sein", argumentieren die Parteien.
Allerdings müsse das Wasser noch gründlicher gereinigt werden. Rückstände von Arzneimitteln, Biozide, Pestizide, Chemikalienrückstände und andere Stoffe aus häuslichem und industriellem Abwasser werden bislang nicht vollkommen in den kommunalen Kläranlagen aus dem Wasser herausgefiltert. Daher solle geprüft werden, ob der Einsatz einer weiteren Reinigungsstufe ausreiche, um das Abwasser für die landwirtschaftliche Bewässerung verwenden zu können.
Klarwasser aus Kläranlage zur Beregnung
Laut Landvolk Niedersachsen gibt es im östlichen Niedersachsen bei Braunschweig und Gifhorn zwei Zweckverbände, die seit langem mit behördlicher Genehmigung sogenanntes Klarwasser aus der Kläranlage zur Feldberegnung nutzen. Auflagen sorgen dafür, dass kein belastetes Abwasser auf die Felder gelangt. Die Erfahrungen seien aus Sicht der Landwirte gut, denn das System spare Grundwasser.
"Der Antrag geht in die richtige Richtung, wenn es darum gehen soll, Umweltbeeinträchtigungen bei der Beseitigung von Klarwasser weiter zu vermindern", teilte das Landvolk mit. Die Risiken seien bei der Verwendung zur Beregnung sogar geringer als bei der Einleitung in Gewässer, weil der Boden und seine natürlichen Fähigkeiten zum Abbau von problematischen Stoffen genutzt werde.
(dpa)