12. Oktober 2020 –

Einwanderer in unseren Wäldern

Goldschakal breitet sich in Niedersachsen aus

Er ist ein scheues Tier, das man leicht mit einem Wolf und auch mit einem Fuchs verwechseln kann. Der Goldschakal wird auch in Niedersachsen heimisch. Wie stark er hierzulande schon vertreten ist, solle erfasst werden, rät ein Experte.

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Foto: picture alliance/dpa

Ein neues Raubtier breitet sich schon seit einiger Zeit in Niedersachsen aus, Erkenntnisse über die Lebensräume des Goldschakals gibt es aber kaum. Jörg Tillmann, Experte bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück, empfiehlt daher, die Population des Einwanderers unter die Lupe zu nehmen: «Es würde sich meiner Meinung nach anbieten, dafür die Kapazitäten des Wolfsmonitoring zu nutzen, die in den vergangenen Jahren aufgebaut wurden.»

Wahrscheinlich haben die milden Winter die natürliche Ausbreitung des ursprünglich von Südosteuropa bis Asien beheimateten Goldschakals nach Norden begünstigt. Inzwischen sei das Tier bereits im Baltikum zu Hause, sagt Tillmann. Wie verbreitet der Goldschakal, der Ähnlichkeit mit Fuchs und Wolf hat, in Deutschland oder Niedersachsen ist, wisse man noch nicht. In einem Fachaufsatz hat Tillmann gesicherte Nachweise des Goldschakals in Deutschland seit den 1990er Jahren aufgelistet: 25 Mal wurde er nachgewiesen, drei Mal seit 2015 auch in Niedersachsen. Im Juni wurde bei Hannover ein weibliches Tier überfahren.

Welche Feinde hat der Goldschakal in unseren Wäldern?

Wie sich das Tier auf das heimische Ökosystem auswirke, sei noch nicht klar, sagt Tillmann. Der Goldschakal ist ein Aas- und Allesfresser, verspeist neben Beeren und Früchten auch Insekten, Amphibien, Fische oder kleine Säugetiere. Er wirke sich wohl dezimierend auf den Fuchsbestand aus, sagt Tillmann. Der Goldschakal wiederum werde vom deutlich größeren Wolf vertrieben. Halter von Weidetieren müssen nach Tillmanns Auffassung nicht besorgt sein: Der Goldschakal sei für Schafe längst nicht so gefährlich wie der Wolf.

Bejagt werden darf der Goldschakal gemäß EU-Recht noch nicht. Er steht als ein natürlicher Einwanderer unter Schutz. Erst wenn die Population zu groß werde, komme eine Bejagung in Frage - aber dazu müsste es erst einmal genaue Kenntnisse über die Verbreitung geben, sagt Tillmann.

Goldschakale sind vornehmlich in der Dämmerung oder Nacht aktiv. Sie sind nahe Verwandte der Wölfe, sagt der Sprecher der Landesjägerschaft Niedersachsen, Florian Rölfing. Sollte sich das Tier auch hier etablieren, könnte dies mit Blick auf den Schutz bestandsgefährdeter Arten, zum Beispiel bei Bodenbrütern, problematisch sein. Auch diese Tiere gehörten zu seiner Nahrung.

(dpa)

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