25. Januar 2021 –

Absatzmärkte weggebrochen

Der "Schweinestau" verlagert sich in die Kühlhäuser

Die Schweinehalter gehören im Moment zu den am ärgsten gebeutelten Landwirten. Corona und die Afrikanische Schweinepest machen die Geschäfte kaputt. Eine substanzielle Besserung ist erst einmal nicht in Sicht.

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Foto: picture alliance/dpa

Angesichts der schleppenden Nachfrage nach Schweinefleisch füllen sich die Kühlhäuser. "Derzeit wird viel eingefroren", sagte der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), Torsten Staack, in Damme (Kreis Vechta).

So habe sich bereits seit vergangenem März - dem Beginn des ersten Corona-Lockdowns - die Nachfrage nach Schweinefleisch verringert, was zu einem Anstieg der Lagerware führte. Seit dem Exportstopp für Schweinefleisch im September vergrößerte sich der Lagerbestand demzufolge noch weiter.

Die Landwirte klagen seit Monaten über einen "Schweinestau": Wegen verstärkter Hygieneregeln in den Schlachthöfen und zum Teil wegen Corona-Infektionen unter den Mitarbeitern ist die Schlachtkapazität seit einiger Zeit deutschlandweit reduziert. In der Folge konnten die Tiere nur mit Verzögerung geschlachtet werden. Der entsprechende Überhang an Tieren, die geschlachtet werden müssen, habe über die Weihnachtsfeiertage seinen Höhepunkt gehabt, sagte Staack: "Da haben wir an der Millionen-Grenze gekratzt."

Die Zahl der Schlachttiere nehme aber wieder ab, auch weil die Landwirte seit September deutlich weniger Ferkel zur Mast in ihre Ställe geholt hätten - die Zahl liege rund 5 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Das zeige, dass die Landwirte angesichts des "Schweinestaus" tatsächlich auf die Bremse getreten hätten, sagte dazu auch der Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen, Jörn Ehlers: "Wir haben einen sehr langen Bremsweg."

Absatzmärkte weggebrochen

Der Kilo-Schlachtpreis für die Landwirte verharrt nach wie vor bei 1,19 Euro, sagte Staack. Bis zum September hatten die Landwirte von den boomenden Exporte nach China profitiert - Ende 2019 lag der Durchschnittsschlachtpreis noch bei rund 2 Euro. Aber nachdem auch in Deutschland unter Wildschweinen die Afrikanische Schweinepest ausbrach, ist dieser Markt weggebrochen.

Wegen des Corona-Lockdowns seien auch andere Absatzmärkte weggebrochen, erklärte Staack - die Gastronomie und die Kantinen fehlen ebenso wie der Bratwurstverkauf in den Bundesligastadien am Wochenende. Auch wenn ein Export nach China erst einmal nicht in Sicht sei, müsse sich die Bundesregierung doch um andere Märkte in Asien bemühen. "Auch Südkorea und Japan sind für uns wichtig."

Aus Sicht von Landvolk-Vize Ehlers werden sich die Märkte verschieben. Statt Deutschland würden nun andere Länder die Chance ergreifen, die Nachfrage nach Schweinefleisch in China zu stillen.

Als Folge der gegenwärtigen Marktsituation werden nach Ehlers Einschätzung noch mehr Schweinehalter - hier vor allem die Sauenhalter und Ferkelerzeuger - aufgeben. "Die wirtschaftliche Situation ist einfach zu schwierig", sagte Ehlers.

(dpa)

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