23. Juni 2020 –

Corona-Ausbruch

Corona-Infektionen in Wiesenhof-Schlachthof bei Oldenburg

Mehrere Mitarbeiter eines Schlachthofs der PHW-Gruppe ("Wiesenhof") im niedersächsischen Wildeshausen sind positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

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+++ Update 24.06 +++

Mittlerweile wurden nach dem Start eines Corona-Massentests unter den Mitarbeitern der Putenschlachterei des Wiesenhof-Konzerns in Wildeshausen bereits 35 Infizierte ausfindig gemacht. Bis Mittwochnachmittag wurden nach Unternehmensangaben 341 Menschen getestet.

Auch der Landkreis Cloppenburg meldete einen Corona-Ausbruch in einem Schlachthof im oldenburgischen Essen. Dort wurden vier Personen positiv getestet.

Ursprungsartikel vom 23.06.2020

Eine am Montag erfolgte Reihentestung sei bei 23 von 50 Mitarbeitern positiv verlaufen, sagte ein Sprecher des Landkreises. Der PHW-Gruppe zufolge sollen alle mehr als 1100 Mitarbeiter des Schlachthofes auf eine Corona-Infektion getestet werden. PHW hält eine Mehrheitsbeteiligung an dem Schlachthof Geestland Putenspezialitäten.

Zusammen mit dem Unternehmen sollen nun Maßnahmen ergriffen werden, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen und die Ursachen aufzuarbeiten, sagte Landrat Carsten Harings (parteilos). Schon Anfang Juni waren mehr als 1100 Mitarbeiter getestet worden, dabei wurde ein Infektionsfall entdeckt. Von den aktuell 23 Infizierten waren dem Landkreis zufolge zuvor 22 negativ getestet worden. Ein neuer Mitarbeiter sei bei den Tests Anfang Juni noch nicht dabei gewesen. Zur Unterstützung bei der weiteren Kontaktermittlung forderte die Kreisverwaltung beim Niedersächsischen Landesgesundheitsamt zusätzliche Containment-Scouts an.

Antenne Niedersachsen vor Ort

Antenne Niedersachsen-Reporter Kai von Häfen ist vor Ort und berichtet über den Corona-Ausbruch bei Wiesenhof-Schlachthof in Wildeshausen.

Um weitere Kontaktpersonen der Infizierten zu ermitteln, forderte der Landkreis Oldenburg Hilfe vom Landesgesundheitsamt an. Am Dienstag lag die sogenannte 7-Tages-Inzidenz für den Landkreis Oldenburg bei 1,5. Der Wert zeigt an, wie viele Neuinfektionen in den vergangenen 7 Tagen pro 100 000 Einwohner gemeldet wurden.

Insgesamt gibt es in Niedersachsen über 300 Schlachtbetriebe.

Die Schlachtkonzerne PHW, Tönnies und Westfleisch kündigten am Dienstag (23.06.) an, zum Jahresende in großem Maße auf die umstrittene Werkarbeit verzichten zu wollen. Tönnies wolle "in allen Kernbereichen der Fleischgewinnung" bis Ende 2020 die Werkverträge abschaffen. Auch Tönnies-Konkurrenz Westfleisch aus Münster teilte mit, bis Ende des Jahres alle Mitarbeiter selbst einzustellen. Auch die PHW-Gruppe, deutscher Geflügelfleisch-Marktführer, kündigte an, ihre Werkarbeiter in "den für die Geflügelfleischerzeugung maßgeblichen Bereichen in ein festes Anstellungsverhältnis" zu übernehmen. Demzufolge sind derzeit rund 20 Prozent der PHW-Mitarbeiter als Werkarbeiter beschäftigt.

Die Situation in den Kreisen Gütersloh und Warendorf (NRW)

Unterdessen haben die Kontrollen des Landes ergeben, dass es nach dem massiven Corona-Ausbruch in dem Schlachthof von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh) keinen Personalaustausch zwischen den verschiedenen Schlachtbetrieben des Unternehmens gab. Hinweise auf Verstöße hätten sich nicht bestätigt, sagte die stellvertretende Leiterin des Krisenstabes der Landesregierung, Claudia Schröder. Auch sei die Wohnsituation der Werkvertragsarbeiter nicht so beengt wie im Kreis Gütersloh. Dies hätten Kontrollen der Wohnungen ergeben.

Als Folge des massenhaften Corona-Ausbruchs bei Tönnies hat die NRW-Landesregierung für die Kreise Gütersloh und Warendorf den Lockdown verkündet, was mit weitgehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens verbunden ist. Eine Woche lang dürfen sich die Bewohner beider Kreise in der Öffentlichkeit nur noch mit Personen des eigenen Hausstands bewegen oder zu zweit. Museen, Kinos, Fitnessstudios, Hallenschwimmbäder und Bars schließen. Auch Schulen und Kitas werden in Warendorf ab Donnerstag geschlossen, in Gütersloh sind sie bereits zu. Beide NRW-Kreise grenzen unmittelbar an den Landkreis Osnabrück.

Kreis und Stadt Osnabrück ordneten an, dass dort ab Mittwoch für Menschen aus Gütersloh und Warendorf deckungsgleich alle Vorschriften gelten, die Nordrhein-Westfalen für diese Regionen festgesetzt hat. Darüber hinaus müssen alle Schüler, die Schulen im Gebiet Osnabrück besuchen, sowie alle Kinder, die dort in Kindergärten, Kitas oder von Tagesmüttern betreut werden, vom Mittwoch bis 30. Juni zu Hause bleiben.

Niedersachsen will nach aktuellem Stand keine Menschen aus NRW zurückweisen. "Wir werden verhältnismäßig und angepasst reagieren", sagte Schröder. Vermieter von Ferienwohnungen könnten aber Buchungen von Touristen etwa aus Gütersloh stornieren. Außerdem könnte es vorkommen, dass die Polizei Autofahrer aus der Region Gütersloh nach Zweck und Ziel einer Reise frage.

Aktuelle Corona-Fallzahlen in Niedersachsen

Reaktionen bei Social Media

Mit dem Wiesenhof in Wildeshausen ist der nächste Schlachthof in Deutschland von Coronafällen betroffen. Unter #wiesenhof twittern viele User ihre Bedenken, Fragen oder auch ihr Unverständis, wie es zu dem Corona-Ausbruch kommen konnte. Einige der Reaktionen haben wir hier abgebildet.

Auch Vereinigungen, die sich für Tierwohl einsetzen, beziehen Stellung.

(mit Material der dpa)

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