05. November 2020 –
Am Freitag berät ein «Luftverkehrsgipfel» über mögliche Milliardenhilfen für die Branche. Vielen Flughäfen geht es wegen des eingebrochenen Geschäfts in der Viruskrise sehr schlecht. Der Airport Hannover ist da keine Ausnahme - wie kann es hier vorangehen?
Der schwer vom Corona-Einbruch getroffene Flughafen Hannover hat Aussicht auf Hilfen des Landes Niedersachsen. Noch könne man keine Details etwa zu möglichen Bürgschaften für neue Darlehen nennen, hieß es aus dem Finanzministerium. Grundsätzlich gelte auch mit Blick auf die sehr angespannte wirtschaftliche Lage aber: «Das Land steht zu seinen Beteiligungen.» Niedersachsen gehört mit der Stadt Hannover zu den wichtigsten Trägern des Airports.
Ministerpräsident Stephan Weil machte auch der Deutschen Messe AG Hoffnung. Messe und Flughafen seien in der Region Hannover und für ganz Niedersachsen wichtig, sagte der SPD-Politiker gegenüber Antenne Niedersachsen. «Deswegen werden wir an der Stelle das tun, was man von guten Eigentümern erwartet, nämlich zu helfen und dafür zu sorgen, dass die Unternehmen eine Perspektive haben.»
Flughäfen sind von der Krise getroffen
An allen deutschen Flughäfen lahmt das Geschäft seit dem Beginn der Corona-Krise im Frühjahr. Zur Ferienzeit im Sommer gab es mancherorts eine vorsichtige Erholung, doch wieder verschärfte Reisewarnungen und Lockdowns verschiedener Intensität in Europa halten vor allem die touristische Nachfrage am Boden. Am Freitag ist ein digitaler «Luftverkehrsgipfel» geplant, an dem etwa Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), EU-Verkehrskommissarin Adina Valean sowie Verkehrsminister der Länder teilnehmen. Mögliche weitere Maßnahmen hingen vom Ausgang dieses Treffens ab, hieß es in Hannover.
Niedersachsen unterstütze die Forderung Scheuers, die sogenannten Vorhaltekosten von Flughäfen zu erstatten, «ausdrücklich». Mit solchen Ausgaben hatten die Airports ihre Infrastruktur während der Phasen sehr geringen Verkehrsaufkommens aufrechterhalten. Scheuer strebt ein Milliarden-Rettungspaket an. Branchenkonzerne wie Lufthansa oder Tui werden schon mit hohen Krediten und Beteiligungen aufgefangen. Der Flughafenverband ADV sieht die Airports im «Überlebenskampf», es drohen Finanzlöcher und Stellenstreichungen.
Zweistellige Millionenbeträge sollen aufgebracht werden
Nach Informationen der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» plant Niedersachsen, für den Flughafen der Landeshauptstadt mit bis zu 21 Millionen Euro zu bürgen. Dieselbe Summe will demnach die Stadt Hannover tragen, der Privatinvestor Icon Infrastructure stehe für weitere 18 Millionen Euro ein. Die ebenfalls schwer gebeutelte Deutsche Messe AG könnte demzufolge ebenfalls Kreditbürgschaften erhalten, auch hier sind Stadt und Land Anteilseigner.
Im Mai hatte der Flughafen Hannover-Langenhagen nach mehreren Wochen fast kompletten Stillstands den Linienbetrieb langsam neu angefahren, später starteten auch wieder Ferienflieger. Mit dem üblichen Verkehr ist die geringe Auslastung allerdings kaum zu vergleichen, zahlreiche Beschäftigte gingen in Kurzarbeit. In den ersten drei Quartalen sackte die Zahl der Passagiere zum Vorjahreszeitraum um beinahe drei Viertel auf rund 1,3 Millionen ab. Für 2020 wird insgesamt ein Verlust erwartet. Airport-Chef Raoul Hille erwartet erst ab 2023 schwarze Zahlen - er hatte bereits nach den Sommerferien vor einem «Tod der Reisebranche» gewarnt, falls die Verunsicherung anhält.
(Mit Informationen der dpa)