06. Januar 2023 –

Deutschlands modernste Indoor-Farm

Pfeffer, Vanille und "Entengrütze" aus Osnabrück

Viele Proteine, Kohlenhydrate und eine Menge Eiweiß: Die "Entengrütze", auch Wasserlinse genannt, ist für Professor Andreas Ulbrich und sein Team ein mögliches Nahrungsmittel der Zukunft. Im Forschungszentrum "Agrarsysteme der Zukunft" der Hochschule Osnabrück forscht das Team daran gesunde, nachhaltige und regionale Lebensmittel zu produzieren - auf kleinstem Raum.

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Antenne Niedersachsen-Reporterin Sarah Buletta zu Besuch in Deutschlands modernster Indoor-Farm. (Fotos: Antenne Niedersachsen)

Wie können wir uns in Zukunft nachhaltig, gesund und regional ernähren? Dazu forschen in Niedersachsen viele kluge Köpfe – einer davon ist Andreas Ulbrich, Professor für Gemüseanbau und -verarbeitung. In Deutschlands modernster Indoor-Farm der Hochschule Osnabrück erforscht er die Landwirtschaft der Zukunft. Gemeinsam mit seinem Team arbeitet Ulbrich in der Indoor-Farm daran, neue, klimaunabhängige Anbaumethoden für die Gemüseproduktion in Städten so platzsparend wie möglich zu entwickeln. Antenne Niedersachsen-Reporterin Sarah Buletta hat die Indoor-Farm besucht:

Schon von weitem sehe ich pinkes Licht ganz oben im Gewächshaus auf dem Dach der Indoor-Farm. Im Dunkeln hätte ich auf eine neue coole Disco getippt, doch in dem Teil des Forschungszentrums leuchten die roten und blauen Lampen nicht fürs Tanzen, sondern für die Vanille. Neben Pfeffer ist sie das exotischste was hier in der Indoor-Farm in Osnabrück angebaut wird. Bislang kommt Vanille meist aus Regionen um den Indischen Ozean zu uns und auch Pfeffer wird bis heute nach Europa importiert.

Andreas Ulbrich und sein Team wollen herausfinden, ob die Gewürze auch bei uns im großen Stil mit möglichst hohem Ertrag angebaut werden können. Der Aufwand dafür ist groß, denn neben dem Licht werden auch alle weiteren Umweltfaktoren in dem High Tech-Gewächshaus auf die jeweilige Pflanze angepasst: Temperatur, Licht, Feuchtigkeit und Nährstoffe werden automatisiert gesteuert – nichts wird dem Zufall überlassen. Mit Erfolg! Man sieht an einer Pfefferpflanze Blüten, Blüten mit weiterentwickelten Pfefferkörnern und erntereife Ähren. "Das ist in den ursprünglichen Anbauländern in dieser Form sehr selten zu beobachten", verdeutlicht Ulbrich. Und auch die Vanille wächst hier in Osnabrück viel schneller. Jetzt bleibe es nur noch abzuwarten, ob Ulbrich und sein Team die Pflanze auch dazu überreden können, früher zu blühen. Normerweise passiert das bei Vanillepflanzen erst nach rund drei Jahren.

Es gehe jedoch nicht nur darum exotische Pflanzen anzubauen. Ziel ist es auch, das neue Wissen an die Anbauländer weiterzugeben. Pfeffer und Vanille seien erst der Anfang von vielen weiteren Kulturen, die die Osnabrücker Forscher anbauen wollen, so Ulbrich. Denn von Pfeffer und Vanille wird niemand satt. Deshalb hat Andreas Ulbrich auch die Süßkartoffel und Wasserlinsen auf dem Zettel.

Bei uns kennt man die Wasserlinsen auch unter dem Namen "Entengrütze". In Deutschland würde eigentlich niemand darauf kommen, die quietschgrüne kleine Pflanze zu essen, sagt Ulbrich. Dabei sei sie super gesund. Neben einem hohen Anteil an Proteinen, kann die Wasserlinse auch mit Kohlenhydraten und einer Menge Eiweiß glänzen. Jedoch sehen die sesamkornkleinen Wasserpflanzen auf den ersten Blick nicht sonderlich appetitlich aus.

Ich probiere trotzdem und finde: schmeckt wenig intensiv und ein bisschen nach Grashalm oder einem öden Salatblatt ohne Dressing. Die perfekte Grundlage für ein knallgrünes Pesto, wie Andreas Ulbrich findet. Ein Koch hat für ihn und das Team bereits eins zubereitet. Und das sah nicht nur toll aus, sondern hat auch wunderbar geschmeckt, sagt er.

Bis zu sieben Kilo Wasserlinsen können Ulbrich und seine Mitarbeiter bereits in der Woche ernten. Jetzt müssten nur noch ein paar Untersuchungen zur Verträglichkeit der Wasserlinsen erfolgen sowie Unternehmen gefunden werden, die den Mut haben, die Wasserlinse im großen Stil anzubauen. Denn Ulbrich ist überzeugt: Die Wasserlinse kann einen großen Teil zu unserer gesunden Ernährung beitragen.

Hier die neue Podcast-Folge hören!

Ihr möchtet mehr zu den Wasserlinsen als Nahrungsmittel erfahren? Dann hört in unsere "Zum Glück aus Osnabrück"-Podcast-Folge rein. Unsere Antenne Niedersachsen-Reporterin Sarah Buletta unterhält sich mit Andreas Ulbrich, Professor für Gemüseanbau und -verarbeitung über die kleine grüne Pflanze.

Mehr "Zum Glück aus Osnabrück"-Folgen gibt es hier

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