Osnabrücks einzige Jagdschule wird von einer jungen Frau geleitet. Für Conny ist das "Töten von Tieren" und das "Schützen von Tieren" kein Widerspruch, sondern jagen bedeutet für sie, Verantwortung für die Natur zu übernehmen.
Cornelia Weiß, genannt Conny, betreibt Osnabrücks einzige Jagdschule in einem alten Fachwerkhaus voller ausgestopfter Tiere und anderer Sammlerstücke. „Wenn wir vom Stück reden, soll das übrigens nicht irgendwie den Wert der Tiere mindern oder Ähnliches. Das ist einfach weidmännische Sprache“. Und diese Sprache hat sie nach eigenen Angaben schon über 2 Tausend Jungjägern beigebracht. Dazu Jagdtechniken, Waffenkunde und das Wichtigste: Den Respekt vor der Natur und den Tieren.
„Als würde man Flamingos jagen...“
Im Gespräch zeigt sich Conny gleichermaßen emanzipiert wie traditionsbewusst. Ihr Alltag spielt sich in einer stark männerdominierten Welt ab, und sie geht damit offenbar sehr pragmatisch um. Mit dem Gendern zum Beispiel hat sie es nicht so, denn "jeder normaldenkende Mensch weiß ja, dass ein Jäger genauso gut eine Frau sein kann."
Wichtiger ist ihr dagegen, das sich die Jagdbranche insgesamt darauf einstellt, dass sich mittlerweile auch immer mehr Frauen für Jagd und Natur begeistern. „Als ich meinen Jagdschein gemacht habe, gab es nahezu keine Jagdkleidung für Frauen. Und wenn, war sie rosa. Ich meine, noch diskriminierender geht es ja gar nicht. Als würde man Flamingos jagen wollen oder Ähnliches.“
In der Jagdszene spielen Tradition und Brauchtum zwar seit jeher eine große Rolle, aber das bedeute j nicht, dass man sich Neuem verschließen dürfe: „Da gibt es so einen schönen Spruch, dass Tradition nicht heißt, dass man die Asche anbetet, sondern eben das Feuer weitergibt.“
Ist Jagd Naturschutz?
Über die Bedeutung der Jagd für den Naturschutz sagt sie: „Es gibt keine Natur mehr, die sich selbst reguliert.“ Sie meint, dass es die sich selbst regulierende Natur in einer von Menschen geprägten Umwelt einfach so nicht mehr gibt. „Wir haben eingegriffen, wir haben Krankheiten weggenommen - wir müssen Verantwortung übernehmen.“
Das Vorurteil vom Jäger als Waffennarr, der nur aus Spaß an der Freude Tiere tötet, ist ihrer Erfahrung nach grundfalsch und hat mit der traditionellen Jagd nicht das Geringste zu tun. Sie sagt: Wer ein Tier tötet, ohne etwas zu fühlen, sollte die Waffe im Schrank lassen.“
Conny eckt an
Dass sie so offensiv für die Jagd eintritt schmeckt nicht jedem. Auf Social Media hat sie für ihre Aussagen schon so manchen Shitstorm kassiert. Sogar bedroht wurde sie schon. Doch das meiste ist. davon ist sie überzeugt, letztlich nur Gerede von Leuten, die sich hinter irgendwelchen Pseudonymen verstecken. Kritik dagegen stellt sie sich regelmäßig und findet den Austausch wichtig: „Ich finde es nur schwierig, wenn man etwas kritisiert, mit dem man sich nie beschäftigt hat.“
Daher lädt Conny auch alle ein, die mehr erfahren wollen, mal mit ihr zu sprechen oder bei ihrer Jagdschule auf Instagram reinzuschauen. Die Jagd sei so viel mehr als nur das Erlegen von Tieren. Das mache vielleicht nur fünf Prozent davon aus.
Das ganze Interview mit Conny gibt es übrigen hier im Stadtpodcast „Zum Glück aus Osnabrück“.