13. Februar 2020 –

Defender Europe 20

Defender Europe 20 - Reporter Yannic Wittenberg ist dabei

Unter dem Namen "Defender Europe 20" findet aktuell die größte Verlegeübung des US-Militär nach Europa seit Ende des Kalten Krieges statt. Deutschland dient dafür als logistische Drehscheibe, unter anderem der Standort Bergen im Kreis Celle. Unser Reporter Yannic Wittenberg hat sich vor Ort einen Eindruck der Groß-Übung verschafft.

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(Foto: Antenne Niedersachsen)

Mein Tag auf dem Truppenübungsplatz Bergen-Hohne beginnt mit dem Transport zur sogenannten Kopframpe. Hier herrscht zurzeit Hochbetrieb: Täglich kommen neue Züge mit US-Panzern an, die hier auf Schwerlasttransporter der Bundeswehr verladen werden. Fließbandarbeit mit Kampfpanzern sozusagen. Rund 1.250 US-Panzer werden hier insgesamt verladen. Jeder einzelne Panzer muss in Millimeterarbeit auf die Transporter gefahren werden. Links und rechts gibt es keinen Spielraum - ein kleiner Fehler und das tonnenschwere Gefährt kippt vom LKW und ist beschädigt.

Das Manöver ist Teil der großen Übung "Defender Europe 20": Rund 20.000 Soldaten aus den USA und weitere 9.000 Soldaten aus Standorten in Europa sollen nach Polen und ins Baltikum verlegt werden. Ziel ist es, an der Nato-Außengrenze die Einsatzfähigkeit zu trainieren. "Defender Europe 20" ist die größte Truppenverlegung der USA nach Europa seit 25 Jahren.

Antenne Niedersachsen-Reporter Yannic Wittenberg fährt im Schwerlasttransporter mit

Für mich geht es nach der Verladung selbst in einen der Schwerlasttransporter. Ich klettere hoch ins Führerhaus und mache mich mit zwei Soldaten auf den Weg zum Depot. Dort werden die Panzer zwischengelagert, bis Anfang März die eigentlichen Kampfübungen starten. Der Schwerlasttransporter ist wirklich ein "Monster": 680 PS hat er unter der Haube und kann bis zu 70 Tonnen transportieren. Pro Fahrt können die Schwerlasttransporter einen Panzer transportieren.

Unsere Fahrt dauert rund 30 Minuten. Die beiden Soldaten berichten mir, dass sie die Strecke bis zu fünf Mal pro Tag fahren. Und sie fahren nur einen von vielen, was nochmal verdeutlicht welche Masse an Militärfahrzeugen hier nach Bergen gebracht wird.

Als wir nach der halbstündigen Fahrt im Depot ankommen, wird der Panzer abgeladen. Währen meine beiden Fahrer den nächsten von der Rampe abholen, verabschiede ich mich. Für mich geht's weiter zum Feldlager. Erstmal gibt's einen deftigen Gulaschtopf aus der Feldküche. Lecker!

Europas größte mobile Tankstelle

Direkt nebenan wird gerade ein riesiges Tanklager aufgebaut, denn die Panzer müssen schließlich mit irgendwas fahren. Deshalb wird hier sozusagen Europas größte mobile Tankstelle errichtet. Sechs große Tanks werden zwischen extra dafür aufgeschütteten Erdwällen installiert. Das Besondere: Die Tanks sind keine Tanks im klassischen Sinne, sondern wie eine Art Luftkissen. Sie werden mit Benzin befüllt und bauen sich entsprechend der Füllmenge auf.

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Einer der sechs große Tanks, die sich wie ein Luftkissen aufblähen, wenn sie mit Sprit befüllt werden. (Foto: Antenne Niedersachsen)

Von der Planung über die Vorbereitung bis zum Bau ist das ein Job von mehreren Monaten. Und das bei jedem Wetter: Bei Regen, Kälte und Stürmen. Für mich wäre das nichts, das muss ich offen zugeben.

Mein Tag geht zu Ende und ich bin beeindruckt, frage mich aber auch: Wozu das alles? Der zuständige General Schelleis gibt mir die Antwort. Es sei eine wichtige Übung um die Sicherheit Europas und die gute Zusammenarbeit in der NATO zu gewährleisten.

Eine Meinung über Sinn und Unsinn sollte sich wohl am besten jeder selbst bilden. In jedem Fall sind die Dimensionen von "Defender Europe 20" atemberaubend und erfordern eine wahnsinnig gute Koordination. Was das angeht, bin ich sehr beeindruckt!

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