5.000 Seepferdchen für Niedersachsen

Darum ist "Schwimmen lernen" wichtig!

Die Schwimmkompetenz von Kindern in Niedersachsen hat einen besorgniserregend niedrigen Stand erreicht, mit fatalen Folgen für die Gesundheit und das soziale Leben der jungen Generation. Daher möchte Antenne Niedersachsen zusammen mit der DLRG dafür sorgen, dass möglichst viele Niedersachsen für das Thema sensibilisiert werden.

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Die Zahlen sind alarmierend: Der Anteil der Grundschulkinder, die nicht schwimmen können, steigt zunehmend. Jedes zweite Kind im Grundschulalter kann nicht oder nur unzureichend schwimmen! Besonders betroffen sind Kinder aus Familien mit geringem Haushaltseinkommen sowie junge Muslima und Kinder mit Migrationshintergrund. Eltern, die selbst nicht schwimmen können, melden ihre Kinder oft nicht zum Schwimmunterricht an – aus Unsicherheit oder Angst vor dem Wasser. Die Bereitschaft, Schwimmen im Erwachsenenalter nachzuholen ist gering und nimmt mit steigendem Alter ab.

Die Gründe für die steigende Zahl der Nichtschwimmer

Es gibt mehrere Ursachen, die zu dieser kritischen Situation beitragen:

  • Bäderschließungen und mangelnde Infrastruktur: Jede vierte Grundschule ist für das nächste Schwimmbad zu weit entfernt, um Schwimmunterricht anbieten zu können. Und es werden bundesweit Hunderte weitere Bäder geschlossen oder privatisiert und in Spaßbäder umgewandelt. Dies führt dazu, dass immer mehr Schüler lange Strecken mit dem Bus zurücklegen müssen, wodurch von einer Doppelstunde oft nur wenig effektive Schwimmzeit übrig bleibt. Selbst in Städten mit halbwegs komfortabler Schwimm-Infrastruktur können Bäder mangels Personal nicht vollumfänglich genutzt werden.
  • Fachkräftemangel: Es fehlt allerorts an Personal wie Schwimmmeistern und Rettungsschwimmern, die Schwimmkurse leiten können. Laut DLRG sind gut 3.000 Stellen nicht besetzt. Dieser Personalmangel trifft auch Kommunen mit guter Schwimm-Infrastruktur, was zur Schließung von Becken oder ganzen Bädern führen kann.
  • Haftungssituation: Lehrkräfte stehen dem Unterrichtsfach aufgrund der Haftungssituation kritisch gegenüber und scheuen sich daher vor dem Unterricht.
  • Auswirkungen der Corona-Pandemie: Die Pandemie, während der die Bäder geschlossen waren, hat die Situation dramatisch verschärft. Es fehlen fast zwei komplette Jahrgänge an Schwimmmeistern und Rettungsschwimmern, und es konnte über längere Zeiträume praktisch keine Schwimmausbildung stattfinden. Dies führte zu einem enormen Rückstand und überfüllten Wartelisten bei Schwimmkursen.
  • Finanzielle Hürden: Die Kosten für Schwimmkurse (durchschnittlich 100 bis 200 Euro für zehn bis zwölf Stunden) sowie für Schwimmausrüstung und Eintrittsgelder sind für viele Familien, insbesondere mit mehreren Kindern oder geringem Einkommen, kaum tragbar. Schwimmen zu können, sollte jedoch keine Frage des Geldes sein.
  • Defizite im Schulschwimmunterricht: Obwohl in allen 16 Landesbildungsplänen das Ziel formuliert ist, dass alle Kinder im Alter von zwölf Jahren schwimmen können sollen, wird dies flächendeckend verfehlt. Sport wird gerade im Grundschulbereich oft fachfremd unterrichtet, und ohne „Rettungsschwimmer“ darf kein Schwimmunterricht gegeben werden, weshalb er oft ausfällt. Der Schulunterricht allein reicht in der Regel nicht aus, um sicher schwimmen zu lernen.
  • Soziale und kulturelle Unterschiede: Kinder aus ärmeren Haushalten und mit Migrationshintergrund sind deutlich häufiger Nichtschwimmer. Oft können die Eltern selbst nicht schwimmen und somit ihren Kindern diese Fähigkeit nicht vermitteln. In einigen Kulturen hat Schwimmen einen geringeren Stellenwert.
  • Zunehmende digitale Ablenkungen und Zeitmangel: Kinder verbringen mehr Zeit mit Smartphones, Tablets und Computerspielen, wodurch das Interesse an körperlichen Aktivitäten wie Schwimmen sinkt. Der schulische und außerschulische Druck lässt zudem oft wenig Zeit für Schwimmkurse.

Dramatische Folgen

Die mangelnde Schwimmkompetenz hat weitreichende und oft fatale Konsequenzen:

  • Erhöhte Ertrinkungsgefahr: Ertrinken ist nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste Todesursache bei Kindern. Ertrinken geschieht oft still und schnell, innerhalb von 30 bis 60 Sekunden.
  • Gesundheitliche Nachteile: Fehlende Schwimmkompetenz kann zu Fettleibigkeit (Adipositas) und Herz-Kreislauf-Problemen führen, da Kinder, die nicht schwimmen können, oft gar nicht erst mit zum Badesee gehen und somit wichtige körperliche Bewegung verpassen. Schwimmen ist ein Ganzkörpertraining, das Herz-Kreislauf-System stärkt, Muskulatur aufbaut und die Ausdauer verbessert..
  • Soziale Isolation: Schwimmen können bedeutet Teilhabe! Wer nicht schwimmen kann, fühlt sich möglicherweise ausgeschlossen und isoliert, da Schwimmen ein wichtiger Teil des sozialen Lebens, besonders im Sommer, ist.
  • Einschränkung der Entwicklung: Schwimmenlernen ist eine transformative Erfahrung, die motorische Fähigkeiten, Selbstvertrauen und soziale Kompetenzen verbessert und sich positiv auf die kognitive und sprachliche Entwicklung auswirken kann.

Aktion: 5.000 Seepferdchen für Niedersachsen

Vor diesem Hintergrund möchten Antenne Niedersachsen und DLRG gemeinsam dafür sorgen, dass im Rahmen der Aktion "5.000 Seepferdchen für Niedersachsen" möglichst viele Niedersachsen für das Thema sensibilisiert werden. Über die Aktionsseite können sich Interessierte über Schwimmkurs-Angebote in ihrer Näher informieren und über ein Melde-Formular mitteilen, wenn ein Seepferdchen gemacht wurde. Wir wollen zeigen: Niedersachsen kann schwimmen und jeder Eintrag über unseren Seepferdchen-Counter macht das sichtbar. Je mehr mitmachen, desto größer wird die Botschaft! Ziel ist es bis Ende des Sommer mindestens 5.000 neue Seepferdchen-Einträge erfasst zu haben.

Quellen: GEW, DLRG, UNI Flensburg, DOSB, Robert Koch Institut, DRK, Antenne Niedersachsen.
Symbol-Foto: KI-generiert

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