05. August 2021 – Jana Niebuhr (deaktiviert)

Interview mit RTL-Gesundheitsexperte Dr. Christian Specht

Coronaimpfung bei Kindern - Eine ärztliche Einschätzung

Seit Anfang August werden bundesweit Impfungen für Jugendliche von 12 bis 17 Jahren angeboten. Das stellt viele Eltern vor die Entscheidung, ob sie ihre Kinder impfen lassen. Antworten auf wichtige Fragen hat RTL-Gesundheitsexperte & Kinderarzt Dr. Christian Specht.

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Foto: picture alliance/dpa

Niedersachsen impft schon seit längerer Zeit Kinder und Jugendliche gegen das Coronavirus. Die Gesundheitsminister von Bund und Länder hatten am Montagabend (02.08.) einstimmig beschlossen in allen Ländern Impfungen für 12- bis 17-Jährige auch in regionalen Impfzentren anzubieten. In Niedersachsen liegt die Impfquote der Jugendlichen bis jetzt im bundesweiten Durchschnitt mit 112.000 Erstimpfungen (28%) am höchsten. Doppelt geimpft sind bis jetzt 41.000 Kinder und Jugendliche in Niedersachsen.

Im Interview beantwortet RTL-Gesundheitsexperte & Kinderarzt Dr. Christian Specht wichtige Fragen rund um die Coronaimpfung für Kinder.

Kinder impfen - Ja oder Nein?

Dr. Christian Specht: "Erster Tipp: Nicht nervös machen lassen. Impfen ist eine medizinische Maßnahme und keine politische. Deswegen gilt als wichtige Regel: Mit dem Kinder- und Jugendarzt sprechen, wie sieht er das? Als Faustregel gilt: Je kränker mein Kind ist, damit ist gemeint chronisch krank, umso eher sollte ich es gegen Corona impfen. Ist es putzmunter, gesund und hat nie etwas gehabt, dann kann man damit auch zurückhaltend sein."

Welche Rolle spielen Kinder in der Pandemie?

Dr. Christian Specht: "Mittlerweile, so schätze ich die wissenschaftlichen Daten ein, hat sich herauskristallisiert: Nein, Kinder sind nicht die Pandemietreiber. Natürlich können sie sich infizieren, aber die meisten merken von ihren Infektionen nichts. Ja, sie können es an andere weitergeben, aber viel häufiger geschieht es, dass die Eltern die Kinder anstecken. Viel wichtiger ist, dass wir Erwachsenen uns impfen lassen, da wir von schweren Verläufen betroffen sind. Das fällt bei Kindern weg, die meisten haben einen sehr leichten Verlauf."

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Dr. Christian Specht: "Zunächst mal treten natürlich die Nebenwirkungen auf, die wir auch bei den Erwachsenen kennen: Der Arm kann schmerzen, er kann dick oder rot werden, man kann sich abgeschlagen fühlen und am nächsten Tag Fieber und Schüttelfrost erleiden. Das sind normale Impfreaktionen. Die Herzmuskelentzündung ist etwas, das eher bei jungen Männern auftritt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist nicht ganz klar, man geht etwa von 1:18.000 aus. Die gute Nachricht dabei ist: Die Herzmuskelentzündung heilt meistens selbst wieder aus. Aber wie gesagt, das Risiko ist da, das muss am Ende jeder selbst entscheiden."

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